Barbara Weigand
Lebensbeschreibung
Msgr. DDr. Wilhelm Büttner
Im Dienste des
Eucharistischen Königs.
Kurzes Lebensbild der Schippacher
Jungfrau
und Seherin Barbara Weigand
von
Monsignore DDr. Wilhelm Büttner.
Päpstlicher Geheimkämmerer. Geistlicher
Rat
vormals Pfarrer von Schippach |
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Einführung
Die Feier
der heiligen Eucharistie ist „Quelle und Höhepunkt des
ganzen christlichen Lebens“ (Lumen Gentium), so lehrt
das II. Vatikanische Konzil. Die Kirche lebt seit ihrer
apostolischen Zeit aus diesem „Sakrament der Liebe“, dem
gegenwärtigen Jesus Christus, geheimnisvoll verborgen in
der Brotsgestalt mitten unter uns. Aus diesem
Gnadenquell nährt und stärkt die Kirche auch zum Beginn
des 3. Jahrtausends ihre Gläubigen zu jedem guten Werk.
Das Heilige Jahr 2000 mit dem Schwerpunkt der
Neubesinnung auf die „Heilige Eucharistie“ lädt ein, ja
drängt zur Betrachtung des Lebens einer grossen
Verehrerin und Glaubenszeugin der Heiligen Eucharistie:
Barbara Weigand, geboren am 10. Dezember 1845 im
Spessartdorf Schippach und dort auch am 20. März 1943
gestorben.
Im Jahre
2000, dem von der heiligen katholischen Kirche
ausgerufenen Jubeljahr, verstärken sich die Initiativen
von Priestern, Ordensleuten und Laien erneut,
Verantwortung zu übernehmen für die Erfüllung des
Vermächtnisses der Gottesfreundin Barbara Weigand, die
Gestalt und Sendung dieser Mystikerin aus dem Spessart
neu zu entdecken und ihre reiche Hinterlassenschaft an
Gesichten und Ansprachen, bekannt als „Schippacher
Schriften“, aufzuarbeiten, in unsere heutige Zeit zu
übertragen und uns des königlichen Reichtums darin zu
erfreuen.
Anlässlich
des 50. Todestages von Barbara Weigand zelebrierte der
Bischof von Würzburg, Dr. Paul-Werner Scheele, in der
St. Pius-Kirche Rück-Schippach am 20. März 1993 ein
Pontifikalamt, es war Sonntag Laetare. Seine Predigt
wurde als ein überzeugendes Bekenntnis zu dem Leben und
Wirken dieser überzeugten Katholikin gewertet und fand
viel Beachtung, besonders unter den Freunden und
Anhängern der Schippacher Jungfrau Barbara Weigand.
Seine Predigteinführung begann mit der Botschaft: „Freu
dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr,
alle, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch
satt an der Quelle göttlicher Tröstung“ (vgl. Jes. 66,10
f.).
„Diese Worte
am Beginn der Laetare- Liturgie gewinnen für uns einen
besonderen Klang, wenn wir auf das Leben von Barbara
Weigand zurückschauen, die vor über 50 Jahren von Gott
heimgerufen wurde. Sie hat in Kreuz und Leid inmitten
der Kirche aus den Quellen des Erlösers geschöpft; sie
war darauf aus, die empfangenen Gaben möglichst vielen
mitzuteilen. Sie kann uns helfen, den Weg zur Freude zu
finden und zu gehen, auf den uns Gott ruft. Wir wollen
dem Herrn für alle Hilfen danken, die er durch seine
treue Dienerin vielen Menschen geschenkt hat“. Und an
anderer Stelle: ... „Als der Blindgeborene von Christus
das Augenlicht empfängt, behält er dieses Geschehen
nicht für sich. Er teilt mit, was er erfahren hat. Er
tut es, ob man ihm dafür dankt oder nicht. Das Licht,
das in sein Leben gefallen ist, soll auch anderen zugute
kommen, mit dem Apostel gesprochen: ‚Das Licht bringt
lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.’ (Eph.
5,9). Schmerzlich muss der Blindgeborene erfahren, dass
manche sich dem Licht gegenüber verschliessen. Sie
wollen nicht wahrhaben, was geschehen ist. Das ist
besonders bei den Pharisäern der Fall. Sie berufen sich
auf ihr Wissen und ihre Frömmigkeit und verwerfen das
Zeugnis des Blindgeborenen. Am Ende verstossen sie ihn.
ähnliche Erfahrungen bleiben auch Barbara Weigand nicht
erspart. Das hindert sie nicht daran, unverdrossen
weiterzugeben, was sie empfangen hat. In ihren Augen ist
das eine elementare Pflicht des Dankes ... Wie viele
laufen Gefahr, ihr Glück zu verschlafen. Wie viele
verschmähen die eucharistischen Gnaden! In wie vielen
ist das Gnadenleben erstorben! Wie viele sind nur noch
lose mit dem Weinstock Christi verbunden! Wie viele
distanzieren sich von der Kirche und damit vom Heil, das
ihnen der Herr durch seine Kirche vermitteln will. Wie
oft wiederholt sich die Katastrophe, von der es im
Johannesprolog heisst: ‘Das Licht leuchtet in der
Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst’ (Joh.
1,5).“ (Ende der Predigt)
In ihrem 23.
Lebensjahr, ungefähr am Feste Mariä Himmelfahrt, in der
Wallfahrtskapelle „Maria Schnee“, erlebte Barbara
Weigand zum erstenmal die wirkliche Gegenwart Jesu
Christi, des Weltenherrn, im Heiligsten Sakrament, indem
sie ein wunderbares Licht aus dem Speisekelch ausgehen
sah, den der Priester in den Händen hielt, um die
Kommunion auszuteilen. Von da an hatte sie ein grosses
Verlangen nach der heiligen Kommunion und es zog sie vom
Weltgetriebe mehr zum einsamen, zurückgezogenem Leben
hin und zum jungfräulichen Stand. Vorher wusste sie
nichts von dieser Sehnsucht und sollte in den Ehestand
treten. Als aber die Zeit kam, wo sie sich für ihren
Beruf entscheiden sollte, ging sie oft zum heiligen
Sakrament und betete innig um Erleuchtung.
In dem
handgeschriebenen Lebenslauf der Barbara Weigand können
wir nachlesen: Am 10. Dezember 1930 bin ich 85 Jahre
alt. Die vielen und grossen Gnadenerweise Gottes, die
ich Unwürdigste in diesen langen Jahren vom lieben Gott
empfangen habe, mussten auf Befehl des hochwürdigsten
Herrn Bischof Haffner in Mainz aufgeschrieben werden.
Dieser Bischof war so überzeugt, dass es der liebe
Heiland sei, der in mir wirkt und spricht, denn er sagte
zu Fräulein Hannappel (die in den Ekstasen alles
aufschreiben musste), „dass dies der Heiland ist, der da
wirkt und spricht, sehe ich ein. Aber können wir vor der
Öffentlichkeit mit ihr landen? Es ist ja so ein armes,
ungebildetes Bauernmädchen. Wir müssten uns ja schämen.
Ich habe Theologie studiert und bin Bischof; wenn ich
aber predigen will, muss ich mich erst darauf
vorbereiten. Diese da hält eine Predigt, da kann der
Theologe daran studieren. Das muss der Heiland sein.“
Barbara
Weigand hat in ihrem langen Leben, sie starb am 20. März
1943 im Ruf der Heiligkeit, stets die Ganzhingabe zum
Eucharistischen König gesucht und ihm in besonderer
Weise auch gedient. In 297 Visionen und weiteren 319
Aufschreibungen bzw. Niederschriften sind alle
Botschaften des Himmels an das Bauernmädchen und
späteren Wirtshausmagd Barbara Weigand enthalten und
sollen nach dem Willen des Herrn, so steht es in den
Botschaften geschrieben, Verbreitung finden, unter’s
Gottesvolk gelangen.
Die vor 10
Jahren gegründete „Barbara- Weigand-Gesellschaft e.V“
mit Sitz in Elsenfeld-Schippach, hat es sich zum Ziel
gesetzt, die geistigen Schätze, die in den „Schippacher
Schriften“ in Fülle enthalten sind, zu heben, in welchen
das Kämpfen, Leiden und der grosse Einsatz von Barbara
Weigand für den „eucharistischen Frühling“ in einer so
zu erneuernden Kirche sichtbar wird. Der erste Band
steht bereits schon in der Druckvorbereitung und die
nächsten Bände, insgesamt werden es sechs stattliche
Bände sein, werden in allernächster Zukunft als
Manuskripte im Selbstverlag gedruckt und interessierten
Kreisen verfügbar gemacht werden.
Angesichts
der erfreulichen Entwicklung, was die Veröffentlichung
der Schippacher Botschaften betrifft, müssen wir
natürlich noch die Finanzierung dieses umfangreichen
Werkes und eine sinnvolle Verbreitung an unsere
Mitglieder und auch interessierte Kreise sicherstellen.
Wir hoffen dabei sehr auf die Spendenfreudigkeit aller
Freunde der Barbara Weigand, damit dieses umfassende
Projekt der Veröffentlichung der Schippacher Schriften
auch vollbracht werden kann.
In einem
eigens hierfür eingerichteten Archiv der
Barbara-Weigand-Gesellschaft e.V. lagern noch eine
Vielzahl von hochinteressanten Manuskripten, Büchern,
Dokumenten und Schriftstücken, alles aus und nach der
Zeit der Gottesfreundin Barbara Weigand, die es
gleichfalls noch auszuwerten und zu veröffentlichen
gilt. Bischof Dr. Paul-Werner Scheele hat in der
vorgenannten Predigt vom „Leid, das Vertreter der Kirche
ihr bereitet“ haben, gesprochen, wobei er dabei ihre
Treue zur Kirche gerühmt hat.
Die damalige
„Mystikfeindlichkeit mancher Vertreter der Kirche - im
Sog einer stark rationalistischen Theologie - wird heute
als schwerer Fehler erkannt und im päpstlichen Schreiben
„Tertio Millenio Adveniente“ anlässlich des
gegenwärtigen heiligen Jubeljahres 2000 zur Korrektur
und Wiedergutmachung aufgerufen. Unser Heiliger Vater,
Papst Johannes Paul II., fordert zur „Reinigung des
Gewissens der Kirche“ auf, dem wir uns mit dem Wunsch
nach einer alsbaldigen Rehabilitierung Barbara Weigands,
die als „Schippacher Jungfrau“ und wahre Mystikerin der
heiligen Kirche so viel Spott und Leid hinzunehmen
hatte, und die dennoch treu zu ihr stand, trotz
vielfältiger Anfeindungen und Widersprüche, anschliessen
möchten.
Die seit
Jahrzehnten durchgeführte wöchentliche Anbetung vor dem
ausgesetzten Allerheiligsten in der von
Salvatorianer-Patres betreuten St. Pius-Kirche in
Schippach ist auch ein Fingerzeig Gottes dafür, dass in
dieser Kirche der Geist Barbara Weigands weiterlebt, und
durch Gebet und Andacht ein Kraft- und Gnadenquell
strömt, der – so hoffen wir doch – die Schippacher Sache
zu der gewollten Entwicklung und Vollendung führen wird.
Einer der
engagiertesten Priester und Kenner der Schippacher
Angelegenheiten, wie auch Barbara Weigands, war
Monsignore DDr. Wilhelm Büttner, Päpstlicher
Geheimkämmerer und Geistlicher Rat, vormals Pfarrer von
Schippach. Er ist am 12. August 1885 in dem Spessartdorf
Waldaschaff geboren und verstarb im Alter von knapp 90
Jahren. Büttner war sicher ein Mann von grosser
Autorität und tiefem Verständnis für die Anliegen der
Barbara Weigand. Er war ein überzeugter Kämpfer für die
Wahrheit um diese Gottesmagd und Seherin von Schippach,
die zeitlebens grossen Anfeindungen ausgesetzt war und
oftmals ohne jeglichen kirchlichen Schutz stand. Sein
Manuskript „Im Dienste des Eucharistischen Königs“, das
anfangs der sechziger Jahre von ihm verfasst wurde, und
das wir nunmehr hierdurch veröffentlichen, ist nach
unserer Auffassung in jeder Hinsicht geeignet, den
Lebens- und Leidensweg Barbara Weigands überzeugend
bekannt zu machen und es an den Anfang der „Botschaften
des Herrn - Gesichte und Ansprachen der Barbara Weigand“
zu stellen.
Aber auch
dem vom Herrn selbst gestifteten Eucharistischen
Liebesbund des göttlichen Herzens Jesu wollen wir darin
in Erinnerung rufen. „Einen Damm“ aller gutmeinenden
Katholiken gegen den Unglauben und die Anfeindungen
gegen unsere heilige katholische Kirche wollte der Herr
durch diesen Gebetsbund errichten, um die Eucharistie
und die Verehrung des Altarsakramentes zu befördern.
Es erfüllt
uns mit Freude und Dankbarkeit, dass wir es sein dürfen,
die in dieser Zeit der Bedrängnis und Sorgen unserer
heiligen katholischen Kirche um die Erhaltung des einen
wahren Glaubens, mit der Herausgabe dieser Schrift und
der Botschaften des Herrn zu mehr Einsicht und
Nachdenken über die unendliche Güte und Barmherzigkeit
des Eucharistischen Königs in allen christgläubigen
Seelen beitragen dürfen. Wir halten diese Schriften in
jeder Hinsicht für eine einzigartige Wegmarkierung in
der Suche nach dem eigenen Seelenheil.
Zum Schluss
dieser Einführung sei noch erwähnt, dass der Vorstand
der Barbara-Weigand-Gesellschaft e. V. am 20. März im
Jubeljahr 2000 an den Würzburger Bischof Paul Werner
einen Nachtrag zum Oberhirtlichen Erhebungsverfahren
gerichtet hat, um dadurch an den seit 1975 dort
anhängigen Informationsprozess zur Seligsprechung der
Schippacher Jungfrau und Seherin Barbara Weigand zu
erinnern. Bischof Paul-Werner wird darin erneut gebeten,
er möge mit seiner ganzen bischöflichen Autorität die
Angelegenheit Barbara Weigand zu einer neuen Betrachtung
und gleichsam zu einer positiven Entwicklung führen.
Unterstützt
wird dieses Antragsbegehren von über 8.777
Unterschriften, einer Vielzahl von Manuskripten,
Büchern, Dokumenten und Briefen, die Hinterlassenschaft
von Barbara Weigand, gelagert im Archiv der St.
Pius-Kirche in Schippach.
Das Leben
der Dienerin Barbara Weigand und die uns hinterlassenen
„Schippacher Schriften“ in Erinnerung zu halten, ist
unsere Verpflichtung. Wir empfehlen Ihnen zur eigenen
Einführung in dieses Geschehen zuerst diese kleine
Schrift über diese bewundernswerte katholische Frau, die
ihr langes Leben ganz in den Dienst des Höchsten
gestellt und dafür gelebt und viel gelitten hat.
Bitte
begleiten Sie uns mit Ihrem Gebet. Wir erbitten für
unser Anliegen den Segen des Allmächtigen Gottes und
empfehlen es der unbefleckt empfangenen Jungfrau und
Gottesmutter Maria, dem heiligen Joseph, dem heiligen
Paschalis Baylon, dem Schutzpatron aller eucharistischen
Vereinigungen und Bruderschaften sowie dem heiligen
Papst Pius X., dem Schutzpatron der St. Pius-Kirche in
Schippach.
Alles, was
in dieser Schrift über die Tugenden und die Frömmigkeit
der ehrwürdigen Dienerin Gottes Barbara Weigand und ihre
„Schippacher Schriften“ und die darin enthaltenen
Botschaften und Offenbarungen ausgesagt wird, seien
hiermit ausdrücklich und ohne jeglichen Vorbehalt dem
Urteil der heiligen Kirche unterworfen gemäss den
Bestimmungen des Dekretes von Papst Urban VIII. Darnach
ist es nicht mehr verboten, ohne Imprimatur, das heisst
ohne kirchliche Druckerlaubnis, Prophezeiungen,
Privatoffenbarungen etc. zu veröffentlichen.
Elsenfeld-Schippach,
im Jubeljahr
2000.
Der Vorstand
Barbara-Weigand-Gesellschaft e.V.
I. Von der Wiege bis zum Grabe
„Schon in
meiner Jugend gewann ich
die Weisheit lieb und suchte
sie.”
(Sir. 51,13)
Im Elternhaus
Barbara
Weigand erblickte das Licht der Welt am 10. Dezember
1845 als drittes Kind der Eheleute Franz Josef und
Katharina Josefa Weigand in einem unansehnlichen
Bauernhäuschen in Schippach, einem kleinen Spessartdorf
von damals etwa 200 Seelen im heutigen Landkreis
Obernburg (Bayern), und erhielt am 15. Dezember im nahen
Dorfkirchlein im Sakrament der Taufe das Gewand der
heiligmachenden Gnade.
In diesem
Häuschen spielte sie als unmündiges Kind mit ihren
Geschwistern: Der um zwei Jahre älteren Schwester
Karolina, dem um zwei Jahre jüngeren Bruder Heinrich, dem
späteren Vater des am 12. November 1952 in Ensdorf im
Rufe der Heiligkeit verstorbenen Salesianerbruders Jakob
Weigand, und dem um fünf Jahre jüngeren Bruder Valentin,
mit dessen Familie sich ihr späteres Lebensschicksal eng
verflechten sollte.
Als Barbara
etwas über acht Jahre zählte, erhielt sie ein
Schwesterlein Maria Josefa, die später in das Institut
der Englischen Fräulein zu Augsburg eintrat, wo sie nach
achtundzwanzigjährigem Klosterleben am 24. Oktober 1910
verstarb.
Am 23.
Februar 1856 segnete der Herr die Familie abermals mit
einem Töchterlein Veronika und am 21. März 1859 mit
einem achten Kind, dem späteren Bäckermeister Josef
Weigand in Aschaffenburg, Vater des am 27. Oktober 1918
verstorbenen Kaplans Josef August Weigand.
Schreiber
dieses Manuskriptes freut sich, alle diese wackeren
treukatholischen Männer persönlich gekannt zu haben.
1 Die
Kinderjahre unserer kleinen Barbara (im Volksmund Bärbel
und Babett geheissen) verlaufen einfach und ruhig. Kein
Kriegslärm dringt in das stille Tal, und die Wogen der
Märzrevolution des Jahres 1848 schlagen nicht bis an die
Hütten von Schippach.
Es naht die
Zeit des Schuleintritts: Es ist das Jahr 1852, wo wir
Babettchen, sauber zusammengerichtet und mit neuer
Schürze bekleidet, mit Griffel und Schiefertafel, zum
erstenmal den Weg zur Dorfschule nach Rück
hinüberpilgern sehen, die damals auch von den
Schippacher Kindern besucht werden musste.
Von jetzt an
treffen wir das Kind in der Kirche ganz vorne kniend,
die Augen zum Altar gerichtet.
In der
Dorfschule empfängt es die erste planmässige
Unterweisung in den Wahrheiten unseres heiligen
Glaubens, während die gute Mutter und die frommen
Übungen im Elternhaus schon längst den Grund zu einem
tiefinnerlichen Gebetsleben in das Herz des Mädchens
gelegt haben.
Ein
festlicher Tag ist der längst ersehnte Weisse Sonntag
des Jahres 1858, an dem Babett zusammen mit ihren
Gespielinnen in der Kirche zu Rück den Heiland zum
erstenmal in ihr unschuldiges Kinderherz aufnehmen darf,
nicht ahnend, dass sich in dessen Dienst einmal ihr
langes Leben verzehren wird.
Am 17. Mai
1858, dem Tage des heiligen Pachalis Baylon, des
himmlischen Patrons aller Verehrer des Allerheiligsten
Sakramentes, legt ihr in der renaissancefreudigen
Muttergottes- Pfarrkirche zu Aschaffenburg der
Diözesanbischof Georg Anton von Stahl die Hand auf das
Haupt, salbt sie mit heiligem Chrysam und stärkt sie im
Sakrament der Firmung mit der Kraft des Heiligen
Geistes, dessen Hilfe sie in ihrem späteren
dornenreichen Leben so sehr nötig haben wird und dem sie
sich zeitlebens besonders verbunden glaubt.
Da die
Mutter fast immer kränkelte und die ältere Schwester
Karolina eine schwächliche Natur besass, wurden unserer
Babett schon frühzeitig grössere Sorgen auf die
Schultern gelegt als dies sonst bei einem Mädchen dieses
Alters der Fall ist. Zu alledem wurde der Vater infolge
seiner Verpflichtungen als Bürgermeister des öfteren von
den häuslichen Arbeiten abgezogen, die nach seinem
frühen Tod (gest. 27. November 1861) nun völlig auf der
Witwe lasteten.
Bei dieser
frühzeitigen Inanspruchnahme ist es nicht verwunderlich,
wenn sich schon in dem jungen Mädchen jener Zug zum
Ernsten und Stillen bemerkbar machte, der ihrem ganzen
späteren Leben anhaftete. Da sie um keinen Preis ihr
Hauswesen herunterkommen lassen wollte, arbeitete sie
Tag und Nacht, ihre jüngeren Geschwister zu gleicher
Emsigkeit anspornend. Dieser Drang zu rastloser
Tätigkeit hat noch die Greisin von achtzig und neunzig
Jahren ausgezeichnet, wie der Verfasser aus eigener
Beobachtung feststellen kann.
über der
Arbeit in Haus und Feld vergisst aber das Mädchen seinen
Herrgott und seine Kirche keineswegs. Fast kein Tag
vergeht, an dem sie nicht wenigstens eine Viertelstunde
vor dem Tabernakel des Dorfkirchleins kniet und betet.
Sonntagnachmittags sehen wir sie in Begleitung
gleichaltriger Freundinnen ihre Schritte zum Friedhof
lenken, um für den Vater zu beten oder seinen Grabhügel
mit Weihwasser zu besprengen, oder sie wandert hinaus zu
den Bildstöcken auf der Flur, der Schmerzhaften Mutter
oder dem heiligen Wendelinus ein Sträusslein Blumen vor
das Bild stellend, oder sie pilgert durch das enge
Wiesentälchen zum nahen Kloster Himmelthal, dem
Heiligtum des heiligen Märtyrers Sebastianus. Wieder
eilt sie gehenden Fusses über die sandigen Felder nach
Kleinwallstadt, um dort am Peter- und Paulstag den
Worten des Predigers über Kirche und Papsttum zu
lauschen; sie nimmt als „Mütterchen” am Feste der
Heiligen Mutter Anna im nahen Obernburg teil, sie steigt
an einem schönen Sonntag durch den Wald hinauf zur
Wendelinuskapelle bei Mönchberg oder am Maria-
Himmelfahrtstag zur Maria-Schnee- Kapelle bei Röllbach,
unterwegs in der Dorfkirche bei Schmachtenberg den
Heiland begrüssend, eine Sitte, der sie auch im Alter
noch treu bleibt, wie der Verfasser aus eigener
Beobachtung bezeugen kann.
In der
heiligen Fronleichnamszeit macht sie sich auf den Weg
nach dem sieben Stunden entfernten Walldürn, dem
vielbesuchten Gnadenort des Heiligen Blutes, den sie
auch später von Mainz aus regelmässig besuchen wird. Im
Schutzengelmonat September aber wandert sie mit ihren
Freundinnen unter Gebet und Gesang durch Flur und Wald
zum wunderschön gelegenen Bergklösterlein Engelsberg mit
seiner trauten Kapelle und dem prächtigen Rundblick auf
die paradiesische Landschaft. So verbringt Babett ihre
Mädchenjahre in harter Arbeit, in Sorge um die Ihrigen
und in einem biederen Volksglauben mit seinen
gemüterhebenden Sitten und Bräuchen. Gerne lenkt sie im
Vorbeigehen ihre Schritte in das hart am Dorfweg
gelegene Kirchlein, um den Heiland zu begrüssen oder
sich am Bild des heiligen Antonius zu erfreuen, wie er
das Jesuskindlein in seinen Armen trägt.
Es neigen
sich die sechziger Jahre dem Ende zu. Barbara hat das
zwanzigste Lebensjahr längst überschritten und es naht
die Zeit, in der die Entscheidung für ihr künftiges
Leben getroffen werden muss. Soll sie an der Seite eines
Mannes durch das Leben gehen oder als Jungfrau ungeteilt
dem Herrn angehören? Die Mutter, so ganz wie die anderen
Mütter, möchte ihre im Hauswesen so tüchtige Tochter
gerne als Hausfrau sehen und hat in mütterlicher
Vorsorge bereits Ausschau gehalten nach einem passenden
jungen Manne.
„Als die
Zeit kam, wo ich mich zu einem Stande entscheiden
sollte, betete ich viel, besonders nachts, mit vielen
Tränen.” Babett führt mit sich selbst einen schweren
Kampf und stellt sich immer wieder die Frage: „Kann ich
auch im Ehestande Gott so lieben und ihm dienen wie im
jungfräulichen Stand?” Sie berät sich mit ihrer
Freundin, die selbst Jungfrau bleiben will und so
begeistert von der Liebe der heiligen Jungfrauen zu
Jesus reden kann. „Wenn ich sie so sprechen hörte,
dachte ich bei mir: Ach, wenn du doch auch so leben
könntest!”
Da geht sie
ihrer Gewohnheit gemäss am Maria-Himmelfahrtstag 1869
hinüber zur Maria-Schnee-Kapelle bei Röllbach und betet
inständig zur Königin der Jungfrauen, damit sie „den
rechten Weg einschlage.”
„Da fühlte
ich zum erstenmal die Nähe meines Gottes im heiligen
Sakrament”, schreibt sie später ihrem Seelenführer, und
sie glaubt deutlich den Ruf zu vernehmen, jungfräulich
zu bleiben. „Von dort an fing der himmlische Gärtner an,
das aufgewühlte Feld meines Herzens zu bearbeiten. In
mir kam kein anderer Gedanke mehr auf als: Arbeite dich
aus der Welt heraus, mache dein Herz frei, denn es ist
unruhig, bis es ruht in Gott.”
Aber der
Sieg ist noch nicht errungen; Mutter und Geschwister
setzen ihr zu, „die gute Partie sich doch nicht entgehen
zu lassen.” Der Kampf tobt heftig: „Tag und Nacht konnte
ich nicht mehr ruhen; die Liebe zu Gott war so stark in
mir, dass ich glaubte, ich könnte alle menschlichen
Bande zerreissen.” Sie sucht Rat und Hilfe; bald kniet
sie vor dem Pfarrer der Nachbargemeinde Kleinwallstadt,
Johann Martin Wengel, und schüttet ihm ihr Herz aus. Der
Priester hört sie an und sagt ihr dann entschieden:
„Mein Kind, ich sehe da an dir eine höhere Hand walten.
Ich glaube nicht, dass du berufen bist, in den Ehestand
zu treten, verdopple dein Gebet; ich will am Altar
deiner gedenken.”
Es ist der
Juni des Jahres 1871. Barbara und ihr Kaplan halten
gemeinsam eine neuntägige Andacht vor dem
Herz-Jesu-Fest, nach deren Umfluss sie sich endgültig
für den jungfräulichen Stand entscheidet. Alsbald legt
sie eine Generalbeichte ab und beginnt nun das Leben
einer ganz dem Herrn sich weihenden Jungfrau.
Eine neue
Welt tut sich für das Mädchen auf, nachdem es der alten
entsagt hat. „Ich wollte alles mit der Wurzel
ausreissen, mit einer recht tiefen Beschämung. Und Gott
sei mein Zeuge, dass ich mir von dort an grosse Mühe
gab, ihm zu gefallen und alle Sünden meines Lebens
gutzumachen.” Sie legt am 25. März 1872 das Gelübde der
Jungfräulichkeit in die Hände ihres Seelsorgers, der sie
noch als Greis im Jahre 1905 seiner Wertschätzung
versichert. Sie tritt vielen Bruderschaften bei und
lässt sich im Jahre 1873 bei den Kapuzinern in
Aschaffenburg in den Dritten Orden des heiligen
Franziskus aufnehmen. Eine unwiderstehliche Gewalt zieht
sie an den Tisch des Herrn, der ihr aber - den
pastoralen Gepflogenheiten jener Zeit gemäss - nur
selten gedeckt wird.
Sie will
dafür dem eucharistischen Gotte auf andere Weise Freude
machen: „Seit meine jüngere Schwester ins Kloster
gegangen war (1882), deren einzige Freude darin bestand,
die Kirche unseres Dorfes nicht nur äusserst reinlich zu
halten, sondern auch mit Blumen zu schmücken und zu
zieren, hatte ich diese Arbeit übernommen, und weil ich
dem lieben Heiland die Freude der Vereinigung mit ihm in
der heiligen Kommunion nicht gewähren konnte, suchte ich
ihm auf andere Weise Freude zu machen. Alles, was ich
nur erübrigen und an mir absparen konnte, verwandte ich
zur Zierde unserer Kirche.” Sie wirkt tatkräftig mit zum
Erwerb von Kreuzwegstationen, einer Lourdesgrotte, einer
Herz-Jesu-Statue, eines neuen Tabernakels. Eine
besondere Vorliebe offenbart Barbara schon in diesen
Jahren zur Verehrung des Leidens Christi, sie betet
regelmässig den Kreuzweg, sie liest gerne im „Bitteren
Leiden” von Katharina Emmerich. Ausgestattet mit der
Gabe der Tränen, vergiesst sie an den Freitagen Tränen
der Rührung und des Mitleides.
Am 10. Juni
1879 schloss die Mutter Babettens ihre Augen für immer.
Ausser der ältesten Tochter Karoline waren noch
sämtliche Kinder unverheiratet; nun sahen sie sich
genötigt, sich auf eigene Füsse zu stellen. Der Bruder
Heinrich führte bereits am 25. August 1879 eine junge
Gattin ins Haus und übernahm das elterliche Anwesen, der
Bruder Valentin und die jüngere Schwester Viktoria
traten in Aschaffenburg in Dienst. Hier lernte Valentin
seine künftige Gattin kennen, mit der er sich im Jahre
1883 verehelichte und nach Mainz zog, wo er eine
Gastwirtschaft in Pacht nahm.
Am 11. März
1884 schenkte ihnen Gott ein Töchterchen Eva Maria, die
bis zu ihrem Tode an der Seite der Tante Babett lebte,
mit ihr später nach Schippach zog, wie ihre Tante ganz
im übernatürlichen aufging, wie diese täglich am Tische
des Herrn erschien, das angenommene Waisenkind ganz im
eucharistischen Geist erzog, es als einziges Kind der
Pfarrei im Alter von fünf Jahren zur Frühkommunion führte
und ihm zum Eintritt ins Kloster behilflich war, wie die
alte Tante das Reinigen und Zieren des Gotteshauses
besorgte, ihre wenigen Mittel für gute Zwecke
verwendete, die Missionen unterstützte, dem durch den
Stadtbrand vom 16. März 1945 bettelarm gewordenen
Bischof von Würzburg die noch im Weigandschen Hause in
Schippach verwahrten Paramente und den Traghimmel,
Geschenke der früheren Gönner Schippachs für die
Sakramentskirche, anbot und überliess, worüber der
Bischof ganz gerührt war, der alten Tante die Augen
zudrückte und selbst am 6. Mai 1958 im Alter von 74
Jahren in die ewige Ruhe einging - von ihren letzten
Seelsorgern ob ihrer tiefen Frömmigkeit am Grab laut
gerühmt.
Im Goldnen
Mainz
Hören wir
nun aus Barbaras Munde, wie und warum sich ihr ferneres
Lebensschicksal so eng mit jenem des Bruders in Mainz
verflechten sollte!
„Als sie
einige Tage verheiratet waren”, schreibt sie, „ging ich
einmal auf einige Tage hin auf Besuch. Der schöne
Gottesdienst, wie er hier in Mainz gehalten wird, gefiel
mir sehr; besonders aber sah ich, dass hier wirklich,
was ich nicht glauben konnte, täglich die heilige
Kommunion ausgeteilt wurde. Das war für mich ein
Fingerzeig Gottes. Ich wartete den Tod meiner alten
Tante, die auf meine Pflege angewiesen war, noch ab,
dann aber sagte ich meiner Heimat Lebewohl und ging,
wohin der Herr mich rief.” Es war am 19. November 1885,
am Tage der heiligen Elisabeth, als Babett Elternhaus
und Heimat verliess, um nach Mainz überzusiedeln. Dieser
Weggang nach Mainz sollte nun für unsere Jungfrau einen
völlig neuen Lebensabschnitt einleiten, wie sie denn
auch zeitlebens ihre Übersiedlung nach Mainz als eine
Fügung der Göttlichen Vorsehung betrachtete, für die sie
Gott gar nicht genug danken konnte: „Ich danke dir”,
betet sie z. B. am Fastnachtsmontag 1896, „dass du mich
nach Mainz geführt!”
Die
Übersiedlung nach Mainz gab in der Tat dem Leben der
Schippacher Jungfrau jene Prägung, mit der es bis zu
ihrem Tode gezeichnet blieb. Hier im Goldnen Mainz mit
seiner bedeutsamen kirchlichen Vergangenheit, mit seinen
vielen Heiligtümern, seinen Klöstern, seinen erbauenden
kirchlichen Feierlichkeiten, hier im Goldnen Mainz
standen der Erfüllung ihres Herzenswunsches keine
besonderen Hindernisse mehr entgegen. Fast täglich
erschien sie nunmehr entweder in ihrer Pfarrkirche St.
Ignaz oder in der Kapuzinerkirche, um sich mit dem Brote
des Lebens zu stärken und im heiligen Opfer Kraft für
die Arbeit des Tages zu holen. „Die Kirche und die
heilige Kommunion waren der Magnet, der mich beständig
anzog”, bekennt sie später ihrem Seelenführer P. Ludwig
O.Cap. Jede arbeitsfreie Stunde verbringt sie vor dem
Tabernakel. Sie war nach Mainz gegangen aus Sehnsucht
nach der heiligen Kommunion.
Wie Babett
als Mädchen im Elternhaus für die Bedürfnisse des
häuslichen Lebens sorgt, wie sie vom frühen Morgen bis
zum späten Abend in Haus und Feld beschäftigt ist, wie
sie keine Minute untätig sein und andere nicht müssig
sehen kann, so begegnet sie uns auch im Hause ihres
Bruders in Mainz als das Muster der Geschäftigkeit und
Arbeitsamkeit. Ihr Bruder hatte anfangs eine Wirtschaft
in der Jakobsbergerstrasse, dann eine grössere in der
Holzstrasse; im Jahre 1889 kaufte die Brauerei das
Eckhaus der Neutor- und Jakobsbergerstrasse und übergab
den Wirtschaftsbetrieb in diesem Hause der
geschäftstüchtigen Familie Weigand. Aber schon fing der
Bruder an zu kränkeln; der Wirtschaftsbetrieb nötigte
ihn oft in den kalten Keller, wodurch er sich ein
Lungenleiden zuzog, dem er am 5. April 1892 erlag.
In diesen
Verhältnissen nun lebte Barbara vom Jahre 1885 an bis
zur Aufgabe des Wirtschaftsgewerbes durch Frau Weigand
im Jahre 1905, also volle zwanzig Jahre, und blieb auch
nach dem Tode ihrer Schwägerin, die am 12. Dezember 1908
das Zeitliche segnete, zusammen mit ihrer Nichte Maria
in Mainz, vorübergehende Aufenthalte in Schippach
abgerechnet.
Es bedarf
wohl keines Beweises, dass es in einem
Wirtschaftsbetrieb in einer Stadt, in der Nähe der
Tunnelbauten am Südbahnhof mit ihren Hunderten von
Arbeitern, alle Hände voll zu tun gab. Das war ein
Arbeitsgebiet wie geschaffen für eine so rührige, keiner
Arbeit aus dem Weg gehenden Person wie unsere Jungfer
Babett, wenn natürlich auch die Unruhe eines
Wirtshausbetriebes ihrem Hang zur Innerlichkeit nicht
förderlich sein konnte. Aber vielleicht durfte sie der
Vorsehung dankbar sein, dass sie von ihr gerade in ein
solches Haus geführt und dadurch vor den Irrwegen eines
falschen Quietismus bewahrt wurde, auf denen sie ihre
späteren literarischen Gegner so gern gesehen hätten.
über
Barbaras mehr als zwanzigjährige Tätigkeit in diesem
Hause kann uns nun niemand bessere Auskunft geben als
ihre oben genannte Nichte Maria, die, wie oben erwähnt,
59 Jahre lang mit ihrer Tante zusammenlebte. Vernehmen
wir also einmal, was diese beste Augenzeugin, vom
Verfasser darum gebeten, darüber zu sagen weiss: „Am
Morgen”, so schreibt die Nichte, „hatte Tante die
Markteinkäufe zu besorgen, die Kartoffeln zu schälen und
half Gemüse putzen, dann das Essen anrichten und spülen.
Am Nachmittag flickte, stopfte oder bügelte sie, sägte
oder hackte Holz, war auch oft die Vertreterin meiner
Mutter im Wirtslokal. Sie half waschen und putzen; sie
war stets tätig und fleissig. An Werktagen hatten wir
regelmässig für sechzig Arbeiter das Mittagessen zu
kochen und für vierzig bis fünfzig Leute das Abendessen.
Dazu kamen täglich gar viele Leute zum Frühstück und
Vesperbrot. An Sonntagen waren es gewöhnlich rund
hundert Leute zum Mittagessen und dreihundert zum
Abendessen. Jährlich bekamen wir von Niedernberg einen
grossen Waggon mit dreihundert Zentnern Kartoffeln und
sechzig Zentner aus Bodenheim. Diese dreihundertsechzig
Zentner Kartoffeln schälte Tante Babett fast immer
allein. Dabei hatte sie den Rosenkranz am Arm hängen und
betete so jeden Tag drei Rosenkränze mit Litanei in der
Küche vor.”
Ihr
Beichtvater P. Alphons O.Cap. staunte, wie man denn in
einem Wirtshaus fromm leben könne, und gab ihr
wiederholt den Rat, dem unruhigen und lärmenden
Wirtschaftsgetriebe zu entfliehen und sich hinter die
Mauern eines frommen Stiftes zurückzuziehen, wo sie sich
dem Zuge ihres Herzens ungestört hingeben könne. Aber
Barbara betrachtete ihre Stellung in der Wirtschaft
trotz der damit verbundenen Hemmnisse für ihr
Vollkommenheitsstreben niemals als eine Last oder gar
als etwas Unwürdiges. Sie hatte diese Zustände ja
gekannt, hatte sie freiwillig gesucht und sah darin
zeitlebens etwas Providentielles. Der Aufenthalt in
Mainz gewährte ihr die Möglichkeit der Oftkommunion, der
zuliebe sie diese Opfer gerne auf sich nahm, und bot
ihr, wie sie wiederholt bekannte, ein besonderes Feld zu
apostolischer Arbeit im Dienste gefährdeter Seelen. Wir
werden später sehen, wie viel Segen von der
Wirtshausmagd Barbara ausging. Ihrem Seeleneifer
verdankte Barbara neben einer aussergewöhnlichen
Beistandsgnade auch jene bewundernswerte Kraft und
Ausdauer in der Meisterung auftauchender
Schwierigkeiten. Als die Arbeit ins Ungemessene wuchs,
als der Bruder dem Siechtum verfiel und die Schwägerin
ob der Sorgenlast zusammenbrechen drohte, da war es die
Tante, die mit starker Hand die Zügel des Hauswesens in
die Hand nahm und es über Wasser hielt. Da stand Barbara
wie eine mulier fortis inmitten der Brandung und
glättete mehr als einmal durch ihren praktischen Sinn,
ihren unverwüstlichen Arbeitsgeist, ihr unablässiges
Gebet und ihr unerschütterliches Gottvertrauen die
schäumenden Wogen des häuslichen Lebens.
Allerdings
drückte die Arbeits- und Sorgenlast schier untragbar
auch auf ihren Schultern, wenn auch die Schwägerin
erkrankte, was nicht selten der Fall war. So lese ich
vom Mai 1897: „Die Schwägerin von Babett war zum Tode
krank und vom Arzt bereits aufgegeben”, oder vom Juli
1900: „Schon seit vierzehn Tagen liegt die Schwägerin
krank darnieder und Barbara hat das ganze Hauswesen über
sich.” Kein Wunder, wenn da auch Barbara in die Klage
ausbricht: „Ich habe die ganze Last auf mir, weil meine
Schwägerin krank ist; es ist zuviel in der Wirtschaft zu
stehen.” Aber Barbara hielt aus. Als sie zur Pflege
einer kranken Verwandten vorübergehend in der Heimat
weilt, ist sie dieselbe geschäftige Martha wie in Mainz,
so dass sich selbst ihre Schwester in Rück an ihrem
Arbeitsdrang stösst und in den Tadel ausbricht: „So
schafft man nicht, man muss sich auch Ruhe gönnen.”
Wieder in
der Heimat
Dreissig
Jahre verlebte Barbara in Mainz, davon zwanzig (von 1885
bis 1905) in der Wirtschaft, zehn bei ihrer kranken
Schwägerin und deren Tochter Maria. Erst im Jahre 1915
kehrte sie endgültig zu ihrem Bruder Heinrich nach
Schippach zurück, um diesem anstelle der zum
Kriegsdienst eingezogenen Söhne in der Landwirtschaft zu
helfen. Jetzt ist sie wieder ganz die emsige Bäuerin und
Hausfrau, unermüdlich tätig in Haus, Hof und Feld. So
sah der Verfasser dieses Schriftchens die betagte
Schippacher Jungfrau in den Jahren, da ihn sein Weg fast
täglich nach Schippach hinüber führte. Eben stand sie
noch in der Küche am Herdfeuer, dann sehe ich sie über
den Hof kommen mit einem schweren Korb voll Kartoffeln
oder Dickwurz, darauf marschiert die Achtzigjährige mit
der Sense auf der Schulter in festem Tritt auf die
Wiese, um mit starkem Arm breite Mahden zu mähen.
Führt mich
mein Weg in den nahen Wald, so treffe ich Jungfer Babett
tiefgebeugt Reisig und Tannenzapfen lesen und auf ihrem
Handwagen verstauen. Erst als Neunzigerin legt sie
langsam die Hände müde in den Schoss.
Vom Hause
ihres Bruders bzw. Neffen zog sie später zusammen mit
ihrer Nichte Maria und einem angenommenen Waisenkind,
der späteren Klosterfrau Liutgardis Schmid, in das
fromme Stegmann´sche Haus, das der Kirche zwei
Ordenspriester und eine Ordensschwester schenkte,
unmittelbar gegenüber dem Dorfkirchlein, in das sich
noch die Fünfundneunzigjährige, auf zwei Stöcken
gestützt, Tag für Tag begab, um dem Herrn im Tabernakel
ihre Anbetung zu zollen und den Kreuzweg zu beten, wie
sie es in ihrem langen Leben zu tun gewohnt war. Mit
rührender Liebe von der den gleichen Geist der
Frömmigkeit atmenden Nichte Maria betreut, von den
Ortsbewohnern als die grosse Beterin verehrt, von
Freunden und Freundinnen aus nah und fern besucht,
täglich mit dem Brot der Engel gespeist, konnte unsere
Gottesfreundin noch einige Jahre in bemerkenswerter
geistiger Frische das Beispiel christlicher Ergebung in
Gottes Willen und der Vorbereitung auf ein seliges
Sterben geben, um dann am 20. März 1943 mitten im
mörderischen Weltkrieg, dessen Bomben die der Jungfrau
wohlbekannten Heiligtümer in Mainz, Aachen, Würzburg, in
Trümmer schlugen, im gottbegnadeten Alter von
siebenundneunzig Jahren, drei Monaten und zehn Tagen
ihre Seele in die Hände ihres Schöpfers zurückzugeben.
Ein
heiligmässiges Leben hatte seinen irdischen Abschluss
gefunden. In Anwesenheit zahlreicher Priester, darunter
des Verfassers, wurde ihre sterbliche Hülle in die
geweihte Erde des Schippacher Friedhofes gebettet, wo
ein schlichtes Holzkreuz über ihrem Grabe die Stätte
anzeigt, in der sie dem Jüngsten Gericht
entgegenschlummert. Hoch über diesem Friedhof aber
grüsst das gewaltige Bauwerk der eucharistischen St.
Pius-Kirche, mit dem Namen Barbara Weigand
unauslöschlich verbunden, über ihr Grab hinweg in die
weite gesegnete Landschaft.
II. Ringen und Reifen
„Dich liebt,
o Gott, mein ganzes Herz!”
(Altes
Kirchenlied)
Barbara
Weigand hat sicherlich in ihrem langen Leben reiche
Gnaden von Gott erhalten; aber das konnte sie
ebensowenig wie die Heiligen unserer Kirche von der
sittlichen Pflicht entbinden, den Kampf mit dem Bösen
aufzunehmen und auch mit den natürlichen Kräften an der
Heiligung ihres Lebens zu arbeiten. Erst in unablässigem
Ringen mit sich selbst gelangte sie zu jener sittlichen
Reife, die der Kenner dieses Lebens an ihr bewundert.
Gottesliebe
Auch die
Schippacher Jungfrau musste den Weg der Reinigung gehen;
denn auch sie war ein Kind des Fleisches und damit der
Sünde unterworfen. Niemand wusste das besser als sie
selber. Vom Bewusstsein ihrer eigenen Sündhaftigkeit und
Schwachheit durchdrungen, hat sie dieser Erkenntnis
ehrlichen, aufrichtigen und oft ergreifenden Ausdruck
verliehen. So betet sie an der Vigil des Herz-Jesu-
Festes 1895 gar inbrünstig:
„Wie magst
du dich doch nur so herabwürdigen zu mir armen elenden
Erdenwürmlein! Ach, diese Gnade ist zu gross, ich schäme
mich sehr. Ach, mein Jesus, was findest du denn an mir?
Alles, was in mir gut ist, ist von dir, und was verkehrt
und nichtsnutzig und sündhaft ist, das ist von mir. Ich
bin zu arm, zu elend, zu sündhaft. Heilige Jungfrau
Maria, bedecke du mich doch, dass ich mich nicht zu sehr
schämen muss, bedecke mich mit deiner Liebe, Demut,
Sanftmut, Nächstenliebe, ersetze, was mir an
Herzensreinheit abgeht.”
„Herr, dein
Antlitz will ich suchen, mein Herz ist entbrannt in mir.
Geliebtester Jesus, Bräutigam meiner Seele! Verzeihe
mir, dass ich die letzte Zeit so lau, so nachlässig war
in deinem Dienste und mir so wenig Mühe gab im Leben, so
kalt und gleichgültig war gegen dich ... Meine Mutter,
vereinige dich mit mir, ihm Ersatz und Sühne zu leisten
für alle meine Nachlässigkeiten in seinem Dienste. Und
ihr, meine lieben Patrone, und du, mein heiliger
Schutzengel, wenn ich an dich denke, zittert meine Seele
von Ehrfurcht, weil ich weiss, wie unwürdig ich bin,
unter deinem Schutz zu stehen und wie wenig du von mir
vor Gottes Thron hinzutragen hast.”
Unzähligemal
kommt das Bewusstsein ihrer eigenen Sündhaftigkeit zum
Ausdruck. „Ich weiss, dass ich eine arme Sünderin bin”,
„ich stecke noch in so vielen Sünden und Fehlern, ich
hänge noch so an Fleisch und Blut, reiss mich los. O
Herr! Nimm mich mir und gib mich dir!”
Treuherzig
empfiehlt sich die Jungfrau dem Fürbittgebet ihrer
Mitmenschen, wenn sie im Jahre 1896 die Bitte
niederschreibt: „Wer es liest, den bitte ich um sein
Gebet für mich Arme.”
Selbstheiligung ist ihr Ziel und ihr Verlangen. „O
Jesus, nimm hin meine Seele mit ihren Kräften, mein Herz
mit seinen Neigungen, meinen Leib mit seinen Sinnen, ich
will nichts mehr als dir gefallen, lass mich von Tag zu
Tag mir immer mehr absterben. In den Versuchungen,
Zweifeln und Ängsten führe mich immer siegreich zum
Ziele.” „Nimm hin, o Herr, meinen schwachen Willen,
bessere ihn, damit ich ihn ganz deinem göttlichen Willen
unterwerfe.”
Barbara
belässt es in ihrem ehrlichen Streben nicht bei Worten,
sie klammert sich auch ängstlich an die Hilfsmittel der
Kirche. Daher ihr unablässiges Bemühen, ihre Seele im
Sakrament der Busse reinigen zu dürfen. Schon in
Schippach treffen wir die Jungfrau oft am Beichtstuhl,
öfter, als es den Priestern dort lieb ist; sie steht
schon am frühen Morgen am Beichtstuhl, sie wandert zu
diesem Zwecke stundenweit in die entfernte Pfarrkirche
oder in eine Klosterkirche.
Beim
Eintritt in den neuen Stand der Jungfräulichkeit legt
sie eine Generalbeichte ab. In Mainz erscheint sie
anfangs alle drei Wochen, dann alle vierzehn Tage,
später jede Woche vor ihrem Beichtvater. Die Tränen
ihrer Reue sollen zu Edelsteinen werden in der Ewigkeit.
Gott lieben
und in dieser Liebe wachsen: Darauf richtet sich das
unablässige Streben unserer frommen Jungfrau. Wie
ergreifend klingt ihr Ruf zu Gott: „Nichts mehr für
mich, alles für dich; jeder Tropfen Blut, jede Bewegung
meiner Glieder, jeder Atemzug: Alles für dich zur
Genugtuung für meine Sünden und die der ganzen Welt. O
dass doch alle Menschen erkännten, wie gut du bist!”
„Nur um eines bitte ich dich, o Herr, lass mir doch ein
Plätzchen, wo ich mich verbergen kann. Ich will nichts
als dich und nur dich allein.” „O Gott, du weisst, wie
ungelehrt und wie unvollkommen ich bin. Nimm dafür mein
armes Herz und meinen guten Willen. Hätte ich doch das
Herz deiner jungfräulichen Mutter! Könnte ich dich doch
lieben wie Johannes und die Büsserin Magdalena! Mein
Jesus, ich sage dir Dank auch für jene, die dich nicht
kennen und dich nicht lieben. O dass mein Herz sich
erweitern könnte so gross wie die ganze Welt, o dass ich
es in so viele Splitter verteilen könnte als es Menschen
gibt, die dich nicht lieben! Komme doch in mein Herz! O
ewige Liebe, o ewig alte und ewig neue Schönheit! Maria,
du Himmelskönigin, komme, liebe und preise statt meiner
den Herrn. O Cherub, du hoher Himmelsfürst, du Seraph,
kommt ihr alle, meine Patrone, vereinigt euch mit mir;
denn zu arm ist meine Sprache, um ihn zu lieben, zu
armselig mein Herz, um ihm zu danken!
Immer wieder
begegnet uns im Leben der Jungfrau auch ihre heisse
Liebe zu den gefährdeten Seelen. Sie predigt
unerschrocken allen Ständen, mit denen sie in Berührung
kommt. Sie hält in Mainz den Dienstboten einen Spiegel
vor die Seele und weckt in ihnen heiligen Ernst. „Einige
unserer Dienstmädchen”, schreibt die Nichte, „kamen als
junge tanzlustige Mädchen in unser Haus und waren,
hingerissen durch das Beispiel und die Worte der Tante,
nach vier Wochen vollständig überzeugt, dass das einzige
Glück die Rettung der unsterblichen Seele ist.”
Dasselbe
schrieb dem Verfasser eine bejahrte Frau, die als junges
Mädchen Dienstbote im Weigandschen Hause zu Mainz war.
Babett warnt die Wirtshausgäste und führt machen von
ihnen zu religiösem Ernste zurück. „In der Fastenzeit”,
so berichtet die Nichte Maria, „redeten wir dem einen
oder dem andern zu, abends mit uns in die Fastenpredigt
zu gehen. Wir hatten dann manchesmal die Freude, dass
eine ganze Tischgesellschaft in die Predigt ging. Wir
hatten ein tiefes Mitleid mit den armen Menschen, die
ihr ewiges Ziel nicht kannten, und haben viel für sie
gebetet. Sehr oft beteten wir mit ausgespannten Armen
die Fünf Wunden für die Bekehrung der Sünder.”
Barbaras
seelische Kraft in der Ertragung von Leid und Verfolgung
ist grenzenlos. Als die Zeitungen Tonnen des Spottes
über sie ausgossen, wurde ihr Gottvertrauen auf die
schwerste Probe gestellt. Barbara hat diese Probe
glänzend bestanden. Ein Priester, der sie damals
aufsuchte und ihre traurige Lage mit ihr besprach,
berichtete mir also: „Das alles fasste sie von dem
erhabenen Standpunkt einer innerlichen Vereinigung mit
Gottes Willen auf. Kein liebloses Wort oder auch nur ein
abfälliges Urteil gegen jene, von denen sie so viele
ungerechte Verfolgung zu leiden hatte, kam über ihre
Lippen.”
Verfasser
war selbst unmittelbar nach jenen schweren Zeiten ihr
Seelsorger und Beichtvater und sprach viel mit ihr über
jene Prüfungen; aber sie betrachtete alles im Lichte des
Glaubens und äusserte sich niemals abfällig über ihre
Gegner, wenn sie auch nicht unterliess, auf die ernste
Verantwortung jener Priester hinzuweisen.
Diese ihre
Ergebung in Gottes Willen und die Zuversicht in den
endlichen Sieg ihrer Werke blieb bis zu ihrem Tode
ungebrochen. Zwar litt sie unter den harten Verfolgungen
und dem traurigen Schicksal des Kirchenbaues unendlich
schwer, aber sie legte alles vertrauensvoll in Gottes
Hand. „Wir wollen auf die Hilfe Gottes rechnen”,
schreibt sie, „der allein alles zum guten Abschluss
führen kann. Gelingt das schöne Werk (sie meint den
Kirchenbau, d.V.), dann wird Gott verherrlicht und viel
Segen ausgehen über die ganze Umgebung ... Mit Gott habe
ich begonnen, mit Gott hoffe ich auch zu vollenden. Das
Gelingen meines Werkes ist des Herrn Sache und so bleibe
ich zufrieden, wenn scheinbar auch alles misslingen
soll.” Niemals hat sie die Hoffnung, dass Gott ihr Werk,
den Kirchenbau, zum Siege führen werde, aufgegeben. Zu
einer Zeit, als vielleicht ausser dem Verfasser dieses
Büchleins und einigen gleichgesinnten Priestern niemand
mehr an die Vollendung der Kirche glaubte, als die
Baustätte seit Jahren verwüstet, verwildert und
verlassen dalag, hören wir die Stimme der Greisin: „Wenn
ichs nitmehr erlebe, dann schau ich von drowe zu, denn
mei Kerch werd doch noch fertig.” Und sie ist fertig
geworden (1960).
Dem ganz auf
das Innerliche und Göttliche gerichtete Wesen der
Jungfrau Barbara entsprach auch die Anspruchslosigkeit
und Bescheidenheit, die ihr Leben von der Jugend bis zum
Grabe auszeichnete. Das kam schon in ihrer Kleidung zum
Ausdruck. Wenn sie auch nach der Übersiedlung in die
Stadt ihre einfache bäuerliche Gewandung allmählich mit
einer besseren vertauschte, so kehrte sie jedoch nach
ihrer Rückkehr in die Heimat wieder zu ihrer ländlichen
Kleidung zurück. Ihr Wohnzimmer in Schippach war klein
und unansehnlich, aber peinlich sauber gehalten. Ein
grosses Kruzifix, einige Heiligenbilder und ein Regal
mit frommen Büchern zierten die Wände der niedrigen
Stube, durch deren Fenster das Ewige Licht vom
Tabernakel des nahen Dorfkirchleins hereinfiel und die
Nachbarschaft ihres innigst geliebten göttlichen
Meisters kündete.
Barbaras
Uneigennützigkeit war vorbildlich. Ihrem Bruder
Valentin, der in den ersten Jahren seines Mainzer
Aufenthaltes einen harten Existenzkampf zu führen hatte,
leistete sie anfangs ihre Dienste unentgeltlich; als sie
aber in der späteren Zeit des Aufblühens des
Wirtschaftsbetriebes gelegentliche Entlohnung erhielt,
schickte sie ihre Ersparnisse nach Schippach zur
Erweiterung der dortigen Kapelle, zum Ankauf eines
Tabernakels, zum Kauf eines Wohnhauses für den
exponierten Kaplan, oder sie gab es zum Umbau der
Mainzer Kapuzinerkirche und für andere kirchliche
Zwecke. Wie leicht wäre es ihr gewesen, sich zu
bereichern, als Hunderttausende von alten deutschen
Friedensgoldmark durch ihre Hände gingen! Ihre
steinreichen Freunde in Mainz, Köln, Aachen, Freiburg,
Strassburg und sonstwo haben ihr jederzeit unbegrenztes
Vertrauen geschenkt, wie sie mir ausdrücklich
versicherten - ich habe fast alle aufgesucht -, haben
ihr Hunderttausende von Mark für Pfarrei und Kirche
ausgehändigt: Aber keiner wurde von Barbara enttäuscht.
Nicht ein Pfennig ist an ihren Fingern hängengeblieben.
Da gab es
keinen Aufwand, keine üppige Mahlzeit. Arm wie sie in
der Jugend war, lebte sie auch als Greisin im ärmlichen
Stübchen; sie kaufte sich auch mit den zum persönlichen
Gebrauch geschenkten Geldern kein Weissbrot und keinen
Pelz um die alten Schultern, sondern liess damit den
Altar ihres Heimatkirchleins erneuern oder schickte das
Geld an ihren Bischof nach Würzburg für sein Seminar und
das Exerzitienheim - dessen bin ich Zeuge - oder gab es
mitsamt den geschenkten Geldern, Kelchen, Paramenten an
die Missionen. Schon als Mädchen hatte sie sich den
Bissen vom Munde abgespart, um hungernde Kinder sättigen
zu können.
Ihre Sprache
klang einfach, ruhig und gemessen, fest und bestimmt.
Nichts Gekünsteltes oder Geziertes verunstaltete ihr
einfaches Wesen. Beim Beten oder bei Prozessionen hatte
sie die Augen bald niedergeschlagen, wie ganz in Gott
versenkt, dann auch wieder unbeweglich nach oben
gerichtet; der Vorgänge um sie herum achtete sie nicht.
So stimmen denn auch alle Priester und Bischöfe, die es
mit ihr zu tun hatten, in dem Lobe überein, die Jungfrau
Barbara sei allezeit eine einfache, bescheidene,
demütige, fromme, heiligmässige Person gewesen, wie wir
später aus ihren schriftlichen Äusserungen erfahren
werden. Diesen Zug der Biederkeit und Bescheidenheit
konnte jeder Besucher auch an ihren Verwandten
feststellen, denen es niemals einfiel, mit ihrer Tante
zu prunken.
Abtötung und
Sühne
In seinem
Mahnwort an die Priester zur Fastenzeit 1956 betont
Bischof Julius Döpfner von Würzburg, dem späteren
Kardinal-Erzbischof in München, den besonderen Wert der
Busse und Abtötung zur Erlangung der Vollkommenheit. „Es
gibt keine Heiligkeit ohne Busse”, ruft der Bischof
seinen Priestern zu. Diese unabdingbare sittliche
Forderung an alle, die Christus dem Gekreuzigten
nachfolgen wollen, finden wir auch bei unserer
Gottesfreundin von Schippach, die uns ein leuchtendes
Vorbild in Aszese, Abtötung und Busse geworden ist.
Barbara
Weigand, die ihr eigenes Leben fortgesetzt im Spiegel
ernsthafter Läuterung betrachtete, erkannte schon in den
Tagen ihrer Jugend den heilsamen Einfluss der Busswerke
auf die Losschälung vom Irdischen und auf die Erringung
der Herrschaft des Geistes über den Leib und seine
Triebe. Da sie in ernster Selbstprüfung ihrer eigenen
Schwäche wohl bewusst geworden war, legte sie sich zur
Niederringung ihrer Fehler schon in ihren jungen Jahren
strenge Fasten auf. „Lange Jahre”, schreibt sie im Jahre
1896, „versagte ich mir das Obst und das Fleisch, im
Winter sogar manchmal das Brot und ass nur Kaffee oder
Suppe und Kartoffeln.” Sie legt sich Bretter ins Bett
und verrichtet andere Bussübungen. In Mainz bedeutete
schon der Aufenthalt in einer Gastwirtschaft Arbeit und
Entsagung. Verzicht auf Schlaf, frühes Aufstehen und
spätes Schlafengehen waren unvermeidliche Beigaben zu
einem Berufe, dem sich Barbara dort zwanzig Jahre lang
unterzog. Mit diesen äusseren Übungen verbindet sie die
inneren. „Alle”, so hören wir sie einmal, „müssen
wissen, dass sie viel Abtötungen und Entsagungen üben
müssen. Dazu müssen sie auch die innere Abtötung üben:
Von niemand gesehen oder gelobt sein wollen, aber von
vielen getadelt und zurückgesetzt sein wollen.”
Nur wenn die
Steine und Dörner des eigenen Ungeordneten ausgerottet
werden, können die Saatkörner des höheren Lebens Wurzel
fassen. Muss eine solche aszetische Haltung eines
Bauernmädchens und einer Wirtshausmagd nicht geradezu
Bewunderung erregen?
Und wo haben
ihre ein Jahrzehnt hindurch bei Wind und Wetter, Schnee
und Eis, Nacht und Nebel, im nüchternen Zustand
zurückgelegten zehnstündigen Märsche nach Aschaffenburg
und zurück zum Tische des Herrn ein Seitenstück unter
ihren Zeitgenossen?
Ein
wertvolles Moment für den hohen Wert der Weigandschen
Busswerke liegt auch in den anderen Zwecken, denen ihre
Busswerke dienen sollen. Diese sollen nach der Meinung
der Jungfrau nicht bloss reinigenden Charakter tragen,
sondern ihren Mitmenschen zugute kommen in Caritas und
seelenrettender Sühne. Sie versagt sich die Nahrung, um
hungernde Kinder sättigen zu können. „In unserer
Nachbarschaft wohnten zwei arme Knaben, die sich mit
ihrem kranken Vater gar kümmerlich ernährten. Diesen
brachte ich heimlich manchen Laib Brot. Als der Vater
gestorben war und einer dieser Buben krank wurde,
versagte ich mir einen ganzen Winter lang das Brot, um
die armen verlassenen Knaben unterstützen zu können.”
Ihre Krönung finden Barbaras Busswerke in ihrer
Fruchtbarmachung zur Sühneleistung für die Sünden der
Welt, in der unsere Gottesfreundin neben ihrem Apostolat
für die Oftkommunion eine Lebensaufgabe erblickte, wie
auch Bischof Ludwig Maria Hugo von Mainz mit klarem
Blick an der Jungfrau erkannte und rühmend hervorhob.
Schon in ihrer Jugend hören wir, wie sie sich strenge
Fasten und andere Busswerke auferlegt, um für den
verstorbenen Vater zu sühnen. „Die Mutter betete jeden
Abend mit uns Kindern für den Vater. Auch im Sommer bei
der strengsten Feldarbeit durften wir Kinder nicht eher
schlafen gehen, bis wir mit ihr den Rosenkranz für ihn
gebetet hatten ... Jedes Jahr hielt ich sehr strenge
Fasten, in der Allerseelenoktav bei Wasser und Brot.” An
den Fastnachtstagen, an denen Gott gemeiniglich durch
Sünden der Ausgelassenheit, Trunksucht und
Sittenlosigkeit besonders schwer beleidigt wird, will
sie schon in ihrer frühen Schippacher Zeit Sühne
leisten, und in Mainz sind es gerade diese Tage, an
denen sie Gott Ersatz leisten will für die Sünden einer
ausgelassenen Welt. So reiht sie sich würdig ein in die
Front aller wahren Opferseelen; aus ihrem
sühnebegierigen Herzen entspringt ihre Bereitschaft zur
Ertragung aller Bitterkeiten und ihr glühendes Verlangen
nach Leiden.
Diese ihre
Sühnebereitschaft bringt sie in ihren Aufzeichnungen
immer wieder zum Ausdruck: „Die Priester sollen sich
freuen, wenn sie Seelen finden, die ihr Wort
unterstützen durch ... Opfer, Sühnungsleiden und
Sühnungsleben” (1895). „Die Welt braucht Seelen, die es
nicht mit ihr halten, Seelen, die auch in der Verachtung
und Verdemütigung sich freuen, denn nur dadurch können
Seelen gerettet werden.” „Leiden, leiden will ich für
die Sünder.” „O mein Jesus, halte ein den strafenden Arm
der Gerechtigkeit! ... Ihr Menschen alle, vereinigt euch
mit mir dem Herrn, der sich für uns auf dem Altare
darbringt. Ja, wir wollen mitopfern, leiden, einstehen
für seine Rechte.” „Jede Seele, die ihm Seelen gewinnen
will, muss leiden. Und je mehr eine Seele ihn liebt,
desto mehr verlangt sie nach Leiden.”
Immer tiefer
will die Jungfrau in den Schmelzofen der Leiden geworfen
werden: „Ich will dulden und tragen, leiden und
streiten.” Besonders bringt sie ihr Verlangen nach
Leiden in ihrem Aufopferungsgebet zum Ausdruck, in dem
sie sich dem Herrn täglich als „Braut des Gekreuzigten”
anbietet „für die sündige Menschheit.”
Mit diesem
Verlangen nach Leiden bewegt sie sich auf den erhabenen
Pfaden der gottminnenden Seelen aller Zeiten. Denn nicht
nur feste Entschlossenheit bekunden in der Ertragung der
unvermeidlichen Kreuze des Lebens, sondern darüber
hinaus in heroischer Selbstentsagung noch heisses
Verlangen zum Tragen nach Leiden, das ist nach
Richstätter der höchste Grad der Gottesliebe und
„sicherstes Kennzeichen echter mystischer Gebetsgnaden.”
Wenn der
heilige Ignatius „trotz des heftigsten Widerstandes der
Natur um Leiden und Verdemütigungen bittet, so ebnet er
damit der mystischen Gnade die Wege”, sagt derselbe
Richstätter, wenn P. Eberschweiler vom donum crucis nur
mit Freude spricht, wenn die heilige Theresia von Avila
betet: „Herr, entweder leiden oder sterben!”, wenn die
heilige Katharina von Siena nach Leiden schreit, dann
dürfen wir ihnen auch die „Braut des Gekreuzigten” von
Schippach an die Seite stellen. Auch deren Liebe,
Bereitschaft und Sehnsucht nach Leiden war echt
christlicher Leidensmut, entsprang ihrer heissen
Sühnebereitschaft und machte sie zur Mithelferin in der
Rettung der Seelen.
Als der
Verfasser vor wenigen Monaten in Mainz weilte, um am
Abend seines Lebens noch einmal die Stätten aufzusuchen,
auf denen sein Pfarrkind Barbara Weigand vor sechzig und
siebzig Jahren gearbeitet, gebetet, gebüsst und gelitten
hat, machte er sich auch auf den Weg nach Marienborn,
wohin Barbara so gerne pilgerte. Als ich so auf der
schnurgeraden Strasse hinausfuhr, sah ich im Geiste
unsere Büsserin Barbara laut betend dahinpilgern. Da
dachte ich bei mir: Ist nicht die in ein Busskleid
gehüllte, barfussgehende Barbara Weigand auch hierin
ihren Glaubensgenossen um nahezu ein halbes Jahrhundert
vorausgeeilt?
Haben wir
nicht die unablässigen Mahnrufe des Heiligen Vaters Pius
XII. zu Sühne und Busse vernommen? Haben wir nicht den
Stellvertreter Christi gesehen, wie er am
Passionssonntag 1943 anlässlich einer grossen
Sühneandacht persönlich in der Peters- Kirche erschien,
ein grosses Kreuz auf seine Schultern legte und es zu
Fuss durch die Volksscharen trug, um es auf der
Confessio aufzustellen? Hat nicht auch Papst Paul VI. am
Karfreitag 1964 ein grosses Holzkreuz durch die
Volksscharen im Kolosseum getragen? Dann las ich noch
einmal die Berichte über die ergreifende Bussprozession
des 18. Juli 1946 in Vézélay, wo die Pilger, allen voran
der Bischof von Sens, barfuss, mit Kreuzen beladen, nach
dem Städtchen hinaufzogen, um vor dreissigtausend
Menschen Busse zu tun für die Verbrechen der Menschen.
Hören wir
zum Schlusse dieses Abschnittes, was Bischof Julius
Döpfner in seinem oben erwähnten Fastenbrief vom Jahre
1956 seinen Priestern ans Herz legte: „Erschliessen Sie
das Verständnis der Gläubigen für die aussergewöhnlichen
Busswerke so vieler Heiliger und sprechen Sie darüber
stets mit bewundernder Ehrfurcht!” Möge dieses
Bischofswort auch gegenüber Barbara Weigand beachtet
werden!
Im Gebete
über den
ausserordentlichen Gebetsgeist und Gebetseifer der
frommen Jungfrau Barbara herrschte bei allen, die sie
kannten, nur eine Stimme. „Die hat beten können, das
muss man ihr lassen”, so äusserte sich einmal ganz
spontan dem Verfasser gegenüber ein alter Schippacher
Mann, der an Alter nur um vier Jahre hinter Barbara
stand. Er wollte damit den beherrschenden Eindruck
wiedergeben, den er von seiner Landsmännin zeitlebens
gewonnen hatte.
In Mainz
bringt sie ganze Tage im Gebete zu, wenn ihr die
Schwägerin in geschäftsruhigen Zeiten freigibt. An
solchen Tagen kniet sie stundenlang vor dem Tabernakel
oder sie wallt von einer Kreuzwegstation zur anderen.
Ihre Beichtväter stimmen in dem Lobe überein: Sie ist
eine grosse und fromme Beterin. Als solche war sie in
der Stadt bekannt. Bezeichnend hiefür ist eine Bemerkung
von Luise Hannappel in ihrem selbstgeschriebenen
Lebenslauf an das Ordinariat Würzburg, wo sie von ihrem
Bekanntwerden mit Barbara erzählt. Nach dem Tode ihrer
Mutter habe sie deren Seele in das Gebet recht vieler
frommen Personen empfehlen wollen. Da habe ihr eines
Tages ihr Dienstmädchen gesagt: „Ich weiss noch eine
gute Beterin, die ist die frömmste in der ganzen Stadt.”
Diese Beterin war Barbara Weigand. Sie blieb es bis zu
ihrem Tode. Noch an ihrem Grabe rühmte ihr Pfarrer Josef
von Traitteur: „Wieviel hat sie in ihrem langen Leben
gebetet und wie innig und andächtig vermochte sie zu
beten! Wer Zeuge ihres Betens sein konnte, der war
erbaut von ihrer Frömmigkeit. Das war eine urwüchsige,
kernige Art zu beten, das war echte kindliche
Frömmigkeit.”
über
Barbaras Tagesordnung während der heiligen Fastenzeit
findet sich einmal der Eintrag: „Während der heiligen
Fastenzeit betet Babett den ganzen Morgen ununterbrochen
von einhalb sechs bis zwölf Uhr, von zwölf bis vier Uhr
hilft sie in der Hausarbeit und betet dann wieder von
vier bis acht Uhr abends.” Selbst mitten in der Arbeit
betet sie, wie uns ihre Nichte schon erzählt hat, dass
sie beim Kartoffelschälen in der Küche drei Rosenkränze
vorbetete.
Verfasser
dieses Schriftchens kann als ihr ehemaliger Pfarrer den
Gebetsgeist der Greisin aus eigener Beobachtung
bestätigen. Wenn ich früh das Gotteshaus in Schippach
betrat, wanderte Babett schon von einem Kreuzwegbild zu
anderen, und wenn ich abends noch einen kurzen Besuch im
Schippacher Kirchlein machte, traf ich die Greisin im
Halbdunkel vor dem Tabernakel knien und beten. Barbara
empfand das Beten allezeit nicht so sehr als Erfüllung
einer Pflicht, als vielmehr als süsses Glück, weil beten
heisst, „dem innersten Zug des Herzens folgen und der
Quelle aller Güter sich nahen.” Im Beten fand sie Glück
und Frieden. Barbara wird nicht müde, in eifrigem
Lobgebet Gott und seine Güte zu preisen! „Wie gut, wie
gut ist Gott!” Dieser Ausruf entringt sich immer wieder
ihrem frommen Herzen. „O so kommt denn mit mir ihr alle,
die ihr den Herrn Jesus liebt, kommt und seht, wie süss
er ist, kommt und seht, wie schön er ist, kommt und
lobet und preiset ihn mit mir! O Herr, gib mir Worte, um
dich zu loben!”
Die
Geheimnisse des Kirchenjahres und die liturgischen
Feiern lebte Barbara schon vor siebzig und achtzig
Jahren mit einer Auffassungsgabe und einem Verständnis
mit, die uns heute noch in Erstaunen versetzen. Und wie
kühn und anschaulich wusste sie die Gedanken des
Kirchenjahres in die betrachtende Form von
Zwiegesprächen zu kleiden und auf alle möglichen
Lebensverhältnisse anzuwenden! Und das alles tat ein
ungebildetes Bauernmädchen und eine Wirtshausmagd in
einer Zeit, da es noch keine liturgische Bewegung und
keinen Schott gab!
Mit Vorliebe
verweilt unsere Gottesfreundin bei der Betrachtung des
Leidens Christi. Schon als Mädchen in Schippach drängt
sie zur Beschaffung von Kreuzwegbildern im Antonius-
Kirchlein. An ihrer Andacht beim Beten des Kreuzweges
erbauten sich Priester und Laien.
Als P.
Alphons O.Cap. im Jahre 1895 von Luise Hannappel um sein
Urteil über Barbara gebeten wurde, antwortete ihr der
Pater: „Ich beobachte diese Person schon seit acht
Jahren und ich habe noch niemals jemand so andächtig den
Kreuzweg beten sehen wie diese.” Dasselbe bestätigte
sein Nachfolger P. Bonifaz O.Cap., als ihn P. Felix
Lieber O.F.M. am 28. Februar 1910 um sein Urteil bat:
„Auf mein Befragen”, so berichtete P. Felix dem
Verfasser, „über das persönliche Betragen Barbaras
bemerkte er mir, dass er sich stets nur an ihr erbauen
konnte, namentlich wenn er vom Beichtstuhl aus sah, wie
Barbara in ihrer Klosterkirche zu Mainz so andächtig den
Kreuzweg ging.”
Pfarrer
Weihmann von Schifferstadt, der eucharistische Apostel
der Pfalz, rühmt in seiner Eingabe vom 1. Mai 1943 an
den Heiligen Stuhl ebenfalls diese Andacht der Jungfrau:
„Bei einem Kreuzweg, den sie laut und frei aus dem
Herzen vorbetete, war ich von ihrer zarten
Christusmystik ganz ergriffen.”
Kreuzweg,
Tabernakel und Kommunionbank bilden die
Lieblingsgebetsstätten unserer Jungfrau; vor dem Altar
bringt sie ganze Tage im Gebete zu, besonders in der
Zeit der Ewigen Anbetung und des vierzigstündigen
Gebetes. Ihre Anmutungen nach der heiligen Kommunion
sind lieblich und wonnetrunken. Die Sehnsucht nach dem
eucharistischen Heiland spornt sie zu den grössten
Opfern und heroischem Mute an, wie ihre nächtlichen
Wanderungen von Schippach nach Aschaffenburg und ihre
Übersiedlung nach Mainz beweisen.
Dem
Heiligsten Herzen Jesu ist Barbara in inniger Liebe
zugetan. In einer Novene zum Heiligsten Herzen im Juni
1871 findet sie Erleuchtung und Klarheit über ihren
künftigen Beruf. Als Mädchen in Schippach kauft sie ein
Bild vom Heiligsten Herzen für die Kirche, muss aber
dafür öffentliche Rüge durch ihren Pfarrer hinnehmen.
Innig fleht sie zum heiligen Johannes: „Ich grüsse dich
durch das allersüsseste Herz Jesu und bitte dich, nimm
alle meine Armseligkeit, mit der ich belastet bin, und
opfere sie in Vereinigung mit deinen Verdiensten, mit
deiner Liebe, mit der Reinheit deines Herzens, mit dem
süssen Gottvertrauen dem Herrn auf und bitte ihn, er
möge mich doch so, wie er dich an seinem Herzen ruhen
liess, recht ausruhen lassen, mich diese Pulsschläge
fühlen lassen, damit ich ganz und gar mir absterbe und
nur ihm allein lebe.” Dem Heiligsten Herzen weiht sie
den Gebetsbund, den sie mit ihren Getreuen schliesst.
Mit den
Heiligen hält sie traute Zwiesprache, ihrer Fürbitte
vertraut sie Sorge und Leid. Dem heiligen Josef hält sie
neun Mittwoche. Wie rührend kann sie mit dem Patron
ihrer Heimatkirche, dem heiligen Antonius von Padua,
reden! Er muss ihr helfen, wenn immer es sie
niederdrückt. Wir glauben es ihr gerne, wenn sie ob
ihrer Bemühungen um den Kirchenbau in Schippach einmal
schreibt: „Viel habe ich in dieser Meinung zum lieben
heiligen Antonius gebetet.” Die Unschuld der Jugend
empfiehlt sie dem heiligen Antonius, dem heiligen
Aloisius und dem jungfräulichen heiligen Josef. Ihr
Schutzengel ist ihr treuer Freund und Begleiter, zu dem
sie mit Inbrunst und Vertrauen betet. Barbaras Herz ist
weltenweit. Es umfasst alle, liebt alle, schliesst alle
in seine Fürbitte ein. Sie betet im Rosenkranzmonat „für
all die grossen Anliegen der heiligen katholischen
Kirche”, „für diejenigen, die abgefallen sind von ihrem
Glauben”, sie betet „für diejenigen, die das Licht des
Glaubens noch nicht besitzen, für die Heiden, die
Ungläubigen, für die Lauen und Kalten.”
Bischöfen
und Priestern gilt ihr ganz besonderes Gebet. Ihrem
frommen Gebet empfehlen sich Ungezählte aus nah und
fern: Gesunde und Kranke, Geistliche und Laien, Bischöfe
und Priester. Alle erhoffen sie Hilfe auf die Fürbitte
der grossen Beterin. Ferdinand von Schlör von Würzburg
weiss die Kraft ihres Gebetes ebenso zu schätzen wie
Bischof Ludwig Maria Hugo von Mainz, der seine „liebe
Tochter Barbara” mit freundlich gehaltenen Briefen
auszeichnet und sie um ihr frommes Gebet in seinen
bischöflichen Sorgen bittet. Sie betet für die Männer,
die Frauen, die Arbeiter, die Jünglinge, die Jungfrauen.
„Mein Jesus, ich empfehle dir die Männer, ihre Arbeiten
und Mühen, alle Sorgen dieser Familien, damit sie würdig
zur heiligen Kommunion gehen.” „Ich empfehle dir alle
Frauen der Stadt Mainz, die morgen ihre Osterkommunion
halten; lass nicht zu, dass eine unwürdig hinzutritt!”
„Ich empfehle dir die Jungfrauen, in denen noch ein
reines Herz schlägt, bewahre sie in deiner Liebe und in
der Unschuld; ihr Jungfrauen, ihr Jünglinge, kommt alle,
vereinigt euch mit mir, harret aus. Mein Jesus, ich
bitte dich für alle Jungfrauen dieser Stadt, dass sie
heute und morgen noch recht gute Beichten ablegen.”
„Mein Jesus, ich empfehle dir die Kinder, die dich
dieses Jahr zum erstenmal empfangen.”
Sie betet
für alle Bedrängten. „Mein Jesus, sieh, es wenden sich
so viele Menschen mit allerlei Bitten an mich, sie sind
so bedrängt und haben so viele Anliegen. Ich bitte dich,
lindere den Armen die grossen Leiden, mit denen ihr Herz
bedrängt ist.” „Ich empfehle dir die christlichen
Familien, besonders die arme Frau, die mir heute so
geklagt hat.” „Ich empfehle dir meine Schwester in
Augsburg und die ganze Genossenschaft.” „Ich bitte dich
für die heilige Kirche. Gib ihr heilige Priester,
tausend heilige Priester.”
Gar innig
betet sie für die Kranken. Vom Dezember 1907 finde ich
einen Eintrag: „Von einhalb sechs Uhr heute früh bis
einhalb neun Uhr lag ich auf den Knien und rang mit dem
Herrn, er möge doch dem N. die Gesundheit verleihen.”
„Ich
empfehle dir auch alle, die in Gefahr sind, eine
Todsünde zu begehen.” „Ich empfehle dir auch alle, die
in Gefahr sind, eines schnellen Todes zu sterben. Durch
deine Todesangst erbarme dich der Sterbenden. Ich bitte
auch für die Armen Seelen.” „Ich empfehle dir besonders
die neugeweihten Priester.” „Liebe Mutter, erflehe uns
von deinem Sohn mehr Gnaden für die Sünder. Weil Satan
so eifert, wollen auch wir mehr eifern, unsere Gebete
verdoppeln und unsere Leiden inniger vereinigen mit den
Leiden Christi und alles für die Sünder aufopfern.”
„Barmherzigkeit, mein Jesus, so vielemal als
Wassertropfen im Meere, Gräslein in den Wiesen, Blätter
an den Bäumen, Sandkörner am Meere, Stäubchen in der
Luft, Fischlein im Meere, so viel Schritte je ein Mensch
getan, so viel Silben je ein Mensch gesprochen, so viel
(Text unleserlich, d.V.) in Vereinigung mit allen lieben
Engeln und Heiligen: Barmherzigkeit für die Sünder.” Die
Schreiberin fügt bei: „So beteten wir einmal gemeinsam
von früh vier Uhr bis sechs Uhr für einen Mörder, der
zur selben Zeit hingerichtet wurde.” Mit Inbrunst kann
sie beten für die leidenden Seelen im Fegfeuer. Ihr
Blick verschliesst sich nicht für äussere und weltliche
Anliegen. Wie Papst Pius X., als Patriarch von Venedig,
um einen guten Ausgang politischer Wahlen beten lässt,
so hören wir auch Barbara auffordern zum Gebete
anlässlich einer Reichstagswahl. Und zum 14. November
1896 lese ich eine Notiz: „Als am Samstag die Stichwahl
stattfand, ging Babett um zwei Uhr in die Kirche, um den
Rosenkranz für die Wähler zu beten.” ähnlich berichtete
mir ihre Nichte: „Ich erinnere mich auch an eine
Reichstagswahl. Den ganzen Tag war abwechselnd eines von
uns in der Kirche; stündlich lösten wir uns ab.”
über all dem
vergisst die Jungfrau keineswegs das Bittgebet für sich
selber, wie wir schon im ersten Abschnitt dieses
Schriftchens gesehen haben. Von dem Irrtum der
Quietisten, dass beschauliche Seelen keines
Fürbittgebetes bedürften, ist Barbara völlig frei. Darum
ihr unablässiges Gebet um Erleuchtung, Kraft, Festigkeit
und Ausdauer. Ja, der alte Bopp hatte recht: „Die hat
beten können.”
Marienminne
Die Liebe
zur Gottesmutter bildet einen wesentlichen Zug im
Frömmigkeitsbild der Schippacher Jungfrau schon seit
ihren jungen Jahren. An den Besuch der
Maria-Schnee-Kapelle bei Röllbach am
Maria-Himmelfahrtstag 1869 knüpfen sich bedeutsame
Vorgänge ihres Lebens; sie kniet voll Ehrfurcht vor dem
Muttergottesbild in ihrer Kammer zu Mainz; sie
wallfahrtet zu den Heiligtümern Mariens in die Nähe und
in die Ferne: Auf den Engelsberg, nach Dieburg,
Marienborn, Gonsenheim, Bornhofen, Gutenbrunnen,
Altötting, Lourdes. Wie innig sie da zur Himmelskönigin
beten kann, ersieht man aus ihren Aufzeichnungen, in
denen mitunter wunderschöne Gedanken in farbenprächtiger
Sprache vorgetragen werden. Einige dieser Gedanken, die
zur damaligen Zeit ebensowenig Gemeingut katholischer
Frömmigkeit waren wie ihre Weckrufe zur häufigen
heiligen Kommunion, mögen hier kurz zur Sprache kommen.
Das gleiche
gilt von der Gnadenvermittlung Mariens, von der in den
Gebeten der Jungfrau wiederholt die Rede ist (z. B. Mai
1896, Okt. 1896, Mai 1897, Mai 1898, Okt. 1898). Was
unsere Jungfrau da über die Gnadenvermittlung Mariens
sagt, klang zwar damals auch gewagt, ist aber heute
allseits anerkannt. Hat doch die Ritenkongregation im
Jahr 1921 ein Festoffizium von „Maria als Vermittlerin
aller Gnaden” approbiert und dem Missale eingefügt.
Heftigen
Widerspruch löste Barbaras Empfehlung an die Priester
aus, sie sollten sich Maria als himmlische Braut
erwählen, wie sie am Lichtmesstage 1896 erstmals und
dann noch öfters verkündete. Aber auch dieser Gedanke
steht in der Heiligengeschichte nicht allein. Hat doch
der heilige Josef a Cupertino Maria ganz offen seine
Braut genannt; wurde doch der heilige Vinzenz Palotti
mit Maria mystisch vermählt; liess sich doch der heilige
Hermann Maria antrauen und daher den Zunamen Josef
annehmen; erwählte sich doch der heilige Johannes Eudes
Maria zu seiner Braut; gesteht doch der fromme Propst
Georg Seidenbusch, der Verfasser des vielgesungenen
Liedes: „Kommt her, ihr Kreaturen all!”, von sich: „Habe
Maria in mein Gespons und Praut erwählet.” (Anm.: Braut)
Es ging eine
Kraft von ihr aus
Man könnte
ein ganzes Buch schreiben über den heilsamen Einfluss,
den unsere Gottesfreundin in den langen Jahren ihres
Lebens auf ihre Mitmenschen ausgeübt hat; an Stoff hiezu
würde es nicht fehlen. Hohe und höchste geistliche und
weltliche Personen, Männer und Frauen, Akademiker aller
Sparten, Bischöfe, Domherren, Professoren, Priester
aller Grade, Ärzte, Juristen, Lehrer, Kaufleute,
Ordensleute, Mitglieder des Adels, der Diplomatie, des
Offizierstandes: Sie alle bekennen freimütig, welch
tiefe religiöse und sittliche Impulse von dieser
aussergewöhnlichen Frau auf sie ausgegangen seien. Im
Rahmen dieser kleinen Schrift kann allerdings nur
weniges berichtet werden.
Diesen
heilsamen Einfluss verspürte zu allererst ihre eigene
Familie. Eine leibliche Schwester trat bei den
Englischen Fräulein ein und verbrachte achtundzwanzig
Jahre im Ordensstande, ein Neffe wurde Priester in der
Diözese Würzburg, ein zweiter fiel als Alumnus im Ersten
Weltkrieg, ein dritter und ein Grossneffe wurden
Laienbrüder bei den Salesianern, ein anderer steht z. Z.
in der Vorbereitung auf das Priestertum, zwei Nichten
legten 1902 das Gelübde der Jungfräulichkeit ab, drei
Grossnichten nahmen den Ordensschleier, zwei Neffen,
Landwirte in Schippach, wurden Terziaren vom heiligen
Franziskus.
Von ihrer
Jugendzeit in Mainz berichtet die dort geborene Nichte
Maria: „Ich kann mich gut erinnern, wie wir Kinder unter
der Obhut der Tante waren, wie sie uns beten lehrte und
warnte vor dem Bösen und wie sie unseren Verkehr mit
anderen Kindern streng überwachte. Durch Tante Babett
lernten wir Gott recht lieben, die Heiligen verehren,
das Gebet und den Gottesdienst über alles hochschätzen.”
Die
Dienstmädchen im Weigandschen Hause konnten sich dem
sittigenden Einfluss der Tante nicht entziehen und
rechneten ihren Aufenthalt daselbst „zu den schönsten
Jahren des Lebens”, wie es in einem Briefe von Frau Anna
Fischer, einem vormaligen Dienstmädchen in der
Weigandschen Wirtschaft, heisst. „Mit grösstem Eifer”,
schreibt die Nichte, „sorgte Tante stets für brave
Dienstmädchen. Von ungefähr 1890 an hatten wir stets
zwei und von 1901 an stets drei Dienstmädchen. Der
tägliche Besuch der heiligen Messe war bei allen unseren
Dienstmädchen ganz selbstverständlich. Sie betrachteten
das frühe Aufstehen um fünf Uhr nicht als ein zu grosses
Opfer, obwohl sie höchstens vor zwölf Uhr zur Ruhe
gingen ... Unsere Dienstmädchen und ich berieten uns
heimlich in der Küche, wie wir nur dem lieben Gott
besondere Freude machen könnten. Die gute N. sagte: Ich
sage: Gelobt sei Jesus Christus, so oft ich an dir
vorbeigehe, und wenn ich's nicht sagen kann in der
Wirtschaft, dann zupfe ich dich und dann denkst du
immer: In Ewigkeit, Amen.
Soviel ich
mich erinnern kann, waren unsere Dienstmädchen auch alle
im Dritten Orden. Auch verzichteten sie gern auf einen
freien Sonntagnachmittag. Aber mit Eifer suchte jedes
Mädchen Gelegenheit, einer Nachmittagsandacht
beizuwohnen. So wurden auch die sakramentalischen
Andachten am Werktag und die Fasten- und
Adventspredigten eifrig besucht. Meine Mutter liess
während der Abwesenheit der Mädchen die Arbeit kommen
wie sie kommen wollte; denn das Gebet wurde über alles
hochgeschätzt. In der Kirche und in der Küche haben wir
uns jeden Tag gerüstet für das Leben in der Wirtschaft.”
Wo ein
solcher Geist in der Familie der Wirtsleute wehte,
konnte es nicht ausbleiben, dass ihn auch die Gäste zu
spüren bekamen. „Wir hatten eine vielbesuchte
Wirtschaft”, schreibt die Tochter des Hauses, „und
unsere Gäste kamen jahrelang Tag für Tag. Es waren
meistens Arbeitsleute verschiedener Berufe. Da gab es
täglich kirchenfeindliche Gespräche. Für alle Personen,
die zu unserem Haushalt gehörten, waren solche Gespräche
eine Gelegenheit, unserem wirklich so wenig schönen
Beruf eine schöne Seite abzugewinnen und sich bewusst zu
werden, wozu man in der Wirtschaft lebt. Jedes
Dienstmädchen sogar machte einem solchen Gespräch ein
Ende, manchmal mit einem guten Wort der Belehrung oder
mit einer Äusserung, dass man uns als Katholiken
beleidigt, oder man hat einem recht frechen Menschen
direkt den Aufenthalt gekündigt.
Einige
ältere Gäste, die in ihrer Religion nicht besser waren
als die meisten, sagten gewöhnlich schon, wenn einer
seinen Unglauben präsentieren wollte: Das darf man hier
nicht sagen, sonst wird man vor die Tür gesetzt. Unsere
Gäste sagten manchmal zu unseren Dienstmädchen: „Wir
gäben euch ganz gern ein Trinkgeld, aber ihr tragt ja
doch alles zu den Kapuzinern.”
Als es
anlässlich einer Reichstagswahl in der Weigandschen
Wirtschaft zu wüsten Beschimpfungen der Priester kam,
verwies es Frau Weigand in strengster Form, so dass die
Schreier das Lokal verliessen unter den Rufen: „Hoch
leben die Pfaffen! Nie mehr werden wir eure Wirtschaft
betreten! Haltet nur zu den Pfaffen!”
Wie die
Familie Weigand manchesmal ganze Tischgesellschaften
bewog, die Fastenpredigten zu besuchen, haben wir schon
früher vernommen. Welch herrliches Bild echt
katholischer Gastwirtsleute entrollen diese Zeilen!
Welcher Glaubensmut! Welche Überzeugungskraft! Welcher
apostolischer Geist! Das war Geist vom Geiste der
Jungfrau Barbara Weigand.
III. Wegbereiterin für eine eucharistische Welt
„Ich will
aufstehen und die Stadt durchwandern, auf den Märkten
und Gassen will ich ihn suchen, den meine Seele liebt.”
(Hohelied
3,2)
Will man die
Frömmigkeit der Schippacher Jungfrau mit einem
prägnanten Ausdruck charakterisieren, dann kann man sie
am besten mit dem Worte „eucharistische Frömmigkeit”
bezeichnen; denn die heilige Eucharistie und alles, was
mit ihr zusammenhängt: Gotteshaus, Altar, Kommunion,
Messfeier, sakramentale Prozessionen, Priester und
Priestertum, sind mit den religiösen Übungen unserer
Gottesfreundin unzertrennlich verbunden; im
eucharistischen Jesus bewegt sich das ganze lange Leben
der Jungfrau von Schippach. Das scheint auf den ersten
Blick nichts Besonderes zu sein, und was den täglichen
Empfang der heiligen Kommunion anbelangt, so ist diese
Frömmigkeitsübung vielen katholischen Menschen von heute
eine selbstverständliche Sache. Dem war aber in der
Vorzeit und noch in der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts, ja über die Jahrhundertwende hinüber, als
Barbara ihre Rufe nach einer eucharistischen Welt erhob,
durchaus nicht so. Zwar empfingen die Christen der
urchristlichen Zeit auch die heilige Kommunion, so oft
sie sich zum Opfermahl versammelten, also gewöhnlich an
den Sonntagen; aber diese urchristliche Übung kam schon
im frühen Mittelalter ausser Gebrauch und der
Kommunionempfang beschränkte sich auf die drei höchsten
Feste: Weihnachten, Ostern, Pfingsten und ging noch
weiter zurück, so dass das Vierte Laterankonzil im Jahre
1215 den wenigstens einmaligen Kommunionempfang im Jahre
vorschreiben musste.
Aber von der
Forderung der Oftkommunion waren Kirche und kirchliche
Wissenschaft, Ausnahmen abgerechnet, weit entfernt. Der
heilige Thomas, der Schöpfer unserer unvergleichlich
schönen Fronleichnamslieder, erklärte die tägliche
Kommunion für die meisten Menschen als unzulässig; der
heilige Bonaventura erlaubte sie seinen Laienbrüdern nur
selten; die Klarissen kommunizierten nur sechsmal; die
Birgittinnen nur fünfmal im Jahre. Dieser Minimalismus
blieb auch trotz des Wunsches des Konzils von Trient und
der Bestrebung eines heiligen Karl Borromäus, Franz von
Sales, Alfons von Liguori bestehen. Noch mein verehrter
Lehrer an der Würzburger Hochschule, der fromme und
seelsorglich eingestellte Moralist Göpfert, legte uns
Alumnen ans Herz, gewissen Schichten die wöchentliche
oder gar noch häufigere Kommunion nicht zu gestatten.
Auf der
Suche nach dem Bräutigam
So lagen die
Dinge auch in der Heimat Barbaras, als sie Ende der
sechziger und Anfang der siebziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts den Entschluss fasste, sich ganz dem
Dienste des Herrn zu weihen. Zu den Werken des Gebetes,
der Abtötung und Nächstenliebe trat nämlich ein immer
stärker werdendes Verlangen nach dem häufigen, ja
täglichen Empfang des Leibes des Herrn.
Da aber
diesem Verlangen die damaligen Anschauungen der
Gottesgelehrten, der Pastoral und die kirchliche Praxis
entgegenstanden, führte dieser Gegensatz zwischen
Verlangen und Erfüllung bei unserer Jungfrau zu harten
seelischen und äusseren Prüfungen. Einer ihrer Kapläne
erlaubte ihr anfänglich die dreiwöchentliche, später die
vierzehntägliche Beichte und Kommunion, bis der Pfarrer
gegen diese Neuerung einschritt und sie verbot. Aber
Barbara fühlt, „wie sehr der Herr uns zu beglücken
wünscht in der heiligen Kommunion” und ruft weiter nach
dem Brote des Herrn. „Mit jedem Jahr wuchs in mir das
Verlangen, Gott eifrig dienen zu können und ihm auch
Freude zu machen. Darum kannte ich keine grössere
Freude, als ihn in mich aufzunehmen.” So beginnt für das
Mädchen eine Zeit schwerer Opfer und Prüfungen. Die
rasch wechselnden Kapläne des Dorfes hatten von ihrem
Pfarrer das strenge Verbot der Kommunionspendung an
Wochentagen erhalten, und wenn Barbara um das Brot der
Engel bat, wurde sie als hoffärtige und eigensinnige
Person zurückgewiesen. „Wie oft wurde ich entweder in
der Sakristei oder in der Kirche öffentlich beschimpft
und abgewiesen, wenn ich bat um die heilige Kommunion,
und dies mit sehr kränkenden Worten.”
Aber die
Sehnsucht nach dem Himmelsbrot bleibt. „Besonders von
einem Priester hatte ich ein halbes Jahr lang viel zu
leiden. Von jener Zeit an belästigte ich keinen Priester
mehr in meiner Pfarrei.”
Nun fasst
Barbara einen heroischen Entschluss. Bei einem Besuch in
Aschaffenburg hat sie in Erfahrung gebracht, dass in der
dortigen Kapuzinerkirche auch an Werktagen die heilige
Kommunion gereicht werde. Da geht sie nun mehrmals in
der Woche zu Fuss in die 23 km entfernte Stadt, um die
heilige Kommunion empfangen zu können. Kurz nach
Mitternacht macht sie sich auf den fünfstündigen Weg,
besucht in der Kapuzinerkirche die heilige Messe,
empfängt den Leib des Herrn und kehrt dieselbe Strecke
zu Fuss wieder zurück, um am Mittag daheim ihr Tagewerk
wieder aufzunehmen. Sogar in dem ungewöhnlich kalten
Winter 1878/79 bringt sie dieses geradezu heroische
Opfer aus Liebe zum eucharistischen Gotte. Muss eine
Gottesliebe, die zu solchen Opfern befähigt, nicht
Bewunderung erregen? Wieder sucht sie Rat bei einem
Priester, diesmal bei dem Domherrn Dr. Schork in
Würzburg, dem nachmaligen Erzbischof von Bamberg, einem
Landsmann von ihr. Auf Einladung ihres Bruders Josef,
der damals als Soldat in Würzburg in Garnison stand,
begibt sie sich im Juli 1882 zur Kiliansfeier nach
Würzburg und besucht bei diesem Anlass gemeinsam mit
ihrem Bruder den Domherrn, um ihn um einen Ausweg in
ihrer Seelennot zu bitten. Da erhält sie die Antwort:
„Fahre fort, das Verlangen nach der heiligen Kommunion
kann nur von Gott kommen. Wenn du sie in deiner Pfarrei
nicht haben kannst, so gehe hin, wo du sie bekommst.
Wieder
vergehen einige Jahre: Da führt sie der Herr zu ihrem
verheirateten Bruder nach Mainz; dort gewahrt sie, dass
auch an Werktagen die heilige Kommunion gereicht wird;
ihr Entschluss ist gefasst: Sie sagt am 19. November
1885 ihrer Heimat Lebewohl und zieht nach Mainz. „Auf
meinem Lager im Dunkel der Nacht suchte ich, den meine
Seele liebt.” Fünfzehn Jahre lang hat sie ihn selbst im
Dunkel der Nacht gesucht; jetzt endlich hat sie ihn für
immer gefunden - im Goldnen Mainz.
Hier nun
kann sich ihr eucharistisches Leben voll entfalten.
Wohl täglich
kniet sie am frühen Morgen an der Kommunionbank und
empfängt mit grösster Andacht den Leib des Herrn. In
ihrer Pfarrkirche St. Ignaz, in St. Bonifaz, in St.
Christof, besonders aber in der Kapuzinerkirche
erscheint unsere Gottesfreundin zum Gebet und zum
Empfang der heiligen Kommunion.
Wie ergriff
es den Schreiber dieses Büchleins, als er vor kurzem im
Halbdunkel des Kapuzinerheiligtums kniete und im Geiste
die grosse Beterin vor sechzig, siebzig und achtzig
Jahren in eben diesem Heiligtum knien, in den
Beichtstuhl treten, zum Tisch des Herrn gehen und mit
solcher Inbrunst den Kreuzweg beten sah, dass sich die
Beichtväter an der aufrichtigen und tiefen Frömmigkeit
dieser Jungfrau in hohem Grade erbauten.
Pionierarbeit für die häufige heilige Kommunion
Der Herr hat
ihre Opfer belohnt; darum will sie noch mehr für ihn
tun: Sie will Pionierarbeit leisten, um auch anderen und
möglichst allen das hohe Glück der täglichen heiligen
Kommunion zu verschaffen. Eine unwiderstehliche
apostolische Kraft beginnt sich in ihr zu regen, sie
muss Werkzeug werden zur Einführung der öfteren heiligen
Kommunion. Das betrachtet sie als ihre Lebensaufgabe,
die sie zwanzig Jahre lang mit derselben Festigkeit und
Unnachgiebigkeit verficht wie die Erreichung ihres
persönlichen Verlangens. Immer kehrt in ihren
Betrachtungen dieses Bewusstsein ihrer apostolischen
Sendung wieder. Kaum in Mainz angelangt, will sie zu
ihrem Bischof nach Würzburg gehen und ihn bitten, die
öftere heilige Kommunion allen zu ermöglichen. In ihren
Aufzeichnungen seit dem Jahre 1895 begegnen wir
fortgesetzt ihren Mahnrufen zur Gestattung der
Oftkommunion. „O mein Jesus”, betet sie am zweiten
Donnerstag im Oktober 1895, „ich danke dir für all die
Güte, die du mir erwiesen hast. Du hast mich nach Mainz
geführt, um mich zu bereichern mit dir selber in der
heiligen Kommunion. Himmel und Erde, danket meinem Gott,
der so Grosses an mir getan und jeden Tag in der
heiligen Kommunion zu mir kommt. Meine heiligen Patrone,
heilige Barbara, heilige Elisabeth, heiliger Josef,
Antonius, Katharina, Agnes, alle ihr Heiligen, danket
mit mir für die grosse Gnade, dass Gott sich würdigt,
jeden Tag zu mir zu kommen und dass er mich nach Mainz
geführt, um dieses Ziel zu erreichen. Ich bitte auch für
die Mädchen meines Ortes, weil du willst, dass die
tägliche Kommunion überall eingeführt werden soll.”
Acht Tage
später: „Jesus will, dass in seiner Kirche der häufige
Empfang der heiligen Kommunion eingeführt werde.” Und
wieder: „Der öftere Empfang der heiligen Kommunion ist
durchzuführen.” „Es kommt die Zeit, wo man in jeder
Kirche die heilige Kommunion empfangen wird.” „Wo ein
Priester steht, soll er die Quelle sprudeln lassen, an
die er gestellt ist.” Sie wendet sich an den Bischof von
Mainz mit der Bitte, ihre Anregung an den Heiligen Stuhl
gelangen zu lassen (24. Juni 1896).
Am 4.
Oktober 1896 bittet sie den heiligen Franziskus, ihr
Verlangen nach allgemeiner Gewährung der Oftkommunion zu
unterstützen. „Die öftere Kommunion muss eingeführt
werden in allen Teilen der Welt.”
Ihre
Weckrufe zur Einführung der Oftkommunion in der ganzen
Welt sind unzählbar. Fast jeden Monat in den Jahren 1895
bis 1905 finden sich dafür Belege in ihren Schriften.
Der Glaube an diese ihre Sendung ist unerschütterlich,
ihr Mut unbeugsam. Sie sieht die Rettung der Welt nur
durch die heilige Kommunion; das kommende Zwanzigste
Jahrhundert wird ein eucharistisches Jahrhundert werden.
Bald nach dem Tode ihres Oberhirten, des Bischofs
Haffner (gest. 2. November 1899), wendet sich Barbara an
seinen Nachfolger, Bischof Heinrich Brück, mit ihrem
dringenden Wunsch, die öftere heilige Kommunion allen
zugänglich zu machen und ihre Anregung dem Heiligen
Vater zu unterbreiten. Sie wendet sich gleichzeitig
brieflich an einflussreiche Geistliche und am 5. Januar
1902 mit einem ausführlichen Schreiben an alle Bischöfe
des deutschen Sprachgebietes. Der Episkopat horcht auf.
Bischof Brück stirbt bereits am 4. November 1903; den
Mainzer Bischofsstuhl besteigt Bischof Georg Heinrich
Kirstein.
Wieder wird
Barbara bei ihrem Bischof vorstellig und bittet
inständig, ihre Worte nach Rom zu berichten. Der Bischof
wird Beichtvater der Jungfrau und vermag so besser als
alle Aussenstehenden in die Seele der Gottesfreundin zu
blicken. Hat er ihre Anregungen nach Rom gegeben? Wir
wissen es nicht. Aber Barbara erzählte dem Verfasser
wiederholt, sie wisse genau, dass Bischof Kirstein ihre
Anregung zur Gewährung der häufigen heiligen Kommunion
an alle dem Heiligen Vater Pius X. vorgetragen habe.
Tatsache ist jedenfalls dies: Am 20. Dezember 1905
erscheint das Dekret des Heiligen Vaters Pius X. über
die häufige und tägliche heilige Kommunion. Darin
bestimmt der Stellvertreter Christi, es solle die
häufige und tägliche Kommunion den Christgläubigen jeden
Standes und Berufes freistehen; niemand, der mit
aufrichtiger Gesinnung dem heiligen Tisch sich nahe,
dürfe zurückgewiesen werden; die Beichtväter sollten den
Kommunionempfang nicht erschweren.
Barbara
Weigand ist glänzend gerechtfertigt; was sie fünfzehn
Jahre lang in Schippach unter den grössten Opfern geübt,
was sie dann zwanzig Jahre lang in Mainz gepredigt, ist
Wirklichkeit geworden. Diese geschichtliche Tatsache ist
aus dem Leben unserer Gottesfreundin niemals
auszulöschen.
Darum konnte
der Vatikanische Rundfunk am 19. August 1951 in einer
Sendung zum Todestag des Papstes Pius X. auch des
vorbildlichen Lebens der Schippacher Jungfrau gerade in
Hinsicht auf die heilige Eucharistie gedenken, und der
Osservatore Romano, das offizielle Organ für amtliche
Verlautbarungen des Heiligen Stuhles, dessen
nichtamtlicher Teil „Nachrichten aus erster Quelle von
der ganzen Welt, wichtige Beiträge auf allen Gebieten
des Glaubens und des Wissens, sachliche Stellungnahme zu
Irrtümern und Angriffen gegen die katholische Lehre
enthält, und unentbehrlich ist zur Orientierung über
Leben und Wirken der katholischen Kirche”
(Kirchenlexikon), konnte am 20. August 1960
(Todesgedächtnistag Pius X.) in einem längeren Artikel
mit der Überschrift: „LA SS. EUCARISTIA nella vita di
Barbara Weigand” die Schippacher Jungfrau als
Wegbereiterin der öfteren heiligen Kommunion bezeichnen
und dabei rühmend hervorheben, dass diese eucharistische
Seele ein Kind des Bayernlandes gewesen sei, in dessen
Hauptstadt kurz zuvor der Eucharistische Weltkongress
einen so glanzvollen Verlauf genommen habe.
Dürfen wir
deutsche, und besonders wir bayerische Katholiken, auf
dieses Lob nicht aufrichtig stolz sein? Verdient diese
Opferseele, die über die ätherwellen gerühmt und im
grössten vatikanischen Publikationsorgan als
Wegbereiterin für den Eucharistischen König gelobt wird,
nicht auch, dass ihr Name und ihr Wirken unserem
katholischen Volke bekannt gemacht werden?
Mittel zur
eucharistischen Erneuerung der Welt
Um die
Formung einer eucharistischen Welt nachhaltiger bewirken
zu können, wandte die fromme Jungfrau neben ihrem
Weckruf zur öfteren heiligen Kommunion noch drei Übungen
ihre besondere Teilnahme und Förderung zu: Der Heiligen
Stunde, der Ehrenwache des Heiligsten Herzens Jesu und
dem Liebesbund des Eucharistischen Herzens Jesu.
Die Heilige
Stunde
In
Paray-le-Monial, dem Schauplatz der grossen
Herz-Jesu-Visionen hatte im Jahre 1829 der Jesuitenpater
Debrosse nach einer Anregung aus der Selbstbiographie
der heiligen Margareta eine besondere Verehrung des
Leidens Christi eingeleitet, indem er die „Bruderschaft
der Heiligen Stunde” gründete, deren Mitglieder in der
Nacht von Donnerstag auf Freitag eine Anbetungsstunde
mit besonderer Verehrung der Todesangst Christi am
Ölberg hielten. Die „Heilige Stunde” erhielt von Papst
Gregor XVI. am 27. Juli 1839 Ausdehnung auf den Erdkreis
und am 6. April 1886 die Erhebung zur Erzbruderschaft
für Frankreich und Belgien.
Als Barbara
Weigand gelegentlich ihrer Lourdeswallfahrt 1901 auch in
Paray-le-Monial weilte, bat sie um Aufnahme in die
dortige Bruderschaft, liess ihren Namen dort eintragen
und fasste den Entschluss, nach ihrer Rückkehr die ihrer
ganzen Herzensrichtung so verwandte Übung auch in ihrer
Heimat zu fördern. So versammelten sich dann jeden
Donnerstagabend eine Anzahl frommer Frauen der Stadt im
Zimmer der Jungfrau Barbara, um in gemeinsamem Gebete
„wenigstens eine Stunde mit dem Herrn zu wachen” und
seiner Ölbergnot in frommer Betrachtung zu gedenken.
Während drüben im Wirtszimmer die Gläser klirrten,
beteten einige Schritte davon an die zwanzig fromme
Seelen zum blutschwitzenden Erlöser um Barmherzigkeit
für die sündige Welt. In ihrem apostolischen Eifer
verpflanzte Barbara diese fromme Übung auch in ihr
Heimatdörflein, wo sie in Frau Elisabeth Stegmann eine
gleichgesinnte Schülerin gefunden hatte.
Aber schon
bald erhoben sich gegen diese fromme Übung heftige
Widerstände, die ihren Untergang herbeiführten. Doch die
Folgezeit durfte das Wiederaufleben und die weite
Ausbreitung der Heiligen Stunde sehen, namentlich
seitdem Papst Pius XI. im Jahre 1928 sie von höchster
Warte aus gesegnet und empfohlen hatte. Mit Erlass vom
23. Januar 1950 führte Bischof Julius von Würzburg diese
„vielversprechende Blüte am Baume unserer heiligen
Kirche, vor allem im Blütenkranz der heiligsten
Eucharistie und des bitteren Leidens Christi” in der
ganzen Diözese Würzburg ein. Die Entwicklung der
Ereignisse hat der Jungfrau von Schippach auch hierin
glänzende Rechtfertigung widerfahren lassen.
Die
Ehrenwache des Heiligsten Herzens Jesu
Auch diese
fromme Übung hatte es unserer Gottesfreundin angetan.
Nach langen Bemühungen erreichte sie es, dass der
Pfarrer von St. Quintin seine Kirche der Anbetung
überliess, die sich bald an den Nachmittagen seitens der
Frauenwelt und an den Abenden seitens der Männerwelt
eines zahlreichen Besuches erfreute. Für die Beschaffung
der nötigen Bücher, Kerzen sowie für die Kosten der
Kirchenreinigung sorgte Fräulein Gerock, eine vermögende
Mainzer Dame, die später vom Heiligen Vater mit dem
Verdienstkreuz Pro Ecclesia et Pontifice ausgezeichnet
wurde.
Der
eucharistische Liebesbund
Am
Fronleichnamsfeste des Jahres 1895 regte unsere
Gottesfreundin in ihrem apostolischen Eifer die Gründung
eines eigenen Bundes an, dem sich Gleichgesinnte
beiderlei Geschlechtes anschliessen sollten, um so durch
ein gemeinsames Band gefestigt, den frommen Bestrebungen
der Jungfrau eine nachhaltige Förderung angedeihen zu
lassen. Der Gebetsbund, zunächst eine lose, formlose,
rein geistige Vereinigung, sollte nach den Worten
Barbaras einen Damm bilden gegen die Schlechtigkeit in
der Welt, sollte Opfergesinnung und Kreuzesliebe wecken,
sollte eine mächtige Gebetsarmee werden, das
eucharistische Leben fördern und so ein treuer
Bundesgenosse der Priester in ihren seelsorglichen
Arbeiten werden. Jahrelang sendet sie ihre Weckrufe zu
diesem Bunde hinaus. Wie kraftvoll hören sich z. B. ihre
Worte vom Herz-Jesu-Fest 1896 an: „Der Damm gegen die
wachsende Flut der Gottlosigkeit muss aufgerichtet
werden von Priestern und Laien, von Volk und Priestern,
durch Wort und Beispiel, durch Gebet, Opfer, Sühne. Das
Volk muss seine Priester unterstützen!” Oder man lese,
wie sie am Johannestag 1897 ruft: „Ihr alle sollt euch
vereinigen im Liebesbund, Priester und Laien, Väter,
Mütter, Kinder, Jungfrauen, Greise, Jünglinge!” Der Bund
konnte mit Unterstützung geistlicher Berater später auch
eine Satzung und damit die kirchliche Billigung
zahlreicher Bischöfe und Ordinariate des In- und
Auslandes erhalten, so der Bischöfe von Roermond,
Trient, Salerno, München, Temesvar, Augsburg, s´
Hertogenbosch, Köln, Aachen, Metz, und sich so in halb
Europa und sogar in der Neuen Welt ausbreiten. Das war
Katholische Aktion schon lange, bevor Papst Pius XI.
seinen Aufruf zur Katholischen Aktion in die Welt
sandte.
IV.
Wirken für die Gemeinschaft
„Ihre Werke
folgen ihnen nach.”
(Offenb.
14,13)
Was die
fromme Jungfrau von Schippach durch ihr Beten, Büssen,
Sühnen und besonders durch ihr eucharistisches Apostolat
gewirkt hat, ist letzten Endes uns allen zugute
gekommen. Diese ihre weltweite Tätigkeit ist es auch,
die ihren Namen weit über die Grenzen ihrer engeren
Heimat hinausgetragen und wert gemacht hat, in dem
weltumspannenden Publikationsorgan des Heiligen Stuhles
rühmend erwähnt zu werden.
Aber unsere
Gottesfreundin hat noch andere Werke aufzuweisen, die
ihrer engeren Heimat zugutekamen und in einem Lebensbild
von ihr nicht verschwiegen werden dürfen. Nur mit
wenigen Worten seien diese ihre pastoralen Werke hier
erwähnt!
Stiftung der
Pfarrei Rück-Schippach
Die
Heimatgemeinde Schippach der Jungfrau Barbara wurde
zusammen mit dem Nachbardorf Rück seit dem Jahre 1898
von einem exponierten Kaplan versehen, dem Barbara,
damals in Mainz wohnend, durch ihre finanzielle Beihilfe
zu einer Mietwohnung in einem alten Bauernhause
verholfen hatte. Um die Erhebung dieser Expositur zu
einer eigenen Pfarrei zu ermöglichen, kaufte die
Jungfrau im Jahre 1912 das gemietete Haus um
siebentausend Mark als Pfarrhaus und stellte
gleichzeitig für einen Pfarrhausneubau zwanzigtausend
Mark zur Verfügung. Zur gleichen Zeit übergab Barbara
zur Errichtung einer Pfarrpfründestiftung die zur
Errichtung der Pfarrei nötigen Kapitalien in Höhe von
fünfunddreissigtausend Mark. So wurde Barbara die
Stifterin der Pfarrei (1912).
Die
Schwesternstation
Zahn
schreibt einmal: „Ihr Glück suchen die Begnadigten in
Selbstlosigkeit und im Dienste anderer. Im Dienste der
Brüder muss sich die begnadigte Seele bewähren.” Dieses
Wort trifft buchstäblich auch auf die Jungfrau Barbara
zu. Wir konnten schon früher von der aufopfernden
Tätigkeit unserer Gottesfreundin im Dienste der
werktätigen Nächstenliebe berichten, von ihrer
Hilfsbereitschaft in der Unterstützung der Armen und von
ihrer opfervollen Pflege der Kranken. Schon in ihrer
Jugend versagt sie sich monatelang den Genuss von Obst
und Fleisch, um damit arme Kinder aus der Nachbarschaft
sättigen zu können; sie widmet sich schon damals der
Krankenpflege, und als sie sich entschlossen, nach Mainz
zu ziehen, führt sie diesen Entschluss erst aus, nachdem
eine alte Tante, die auf ihre Pflege angewiesen war, das
Zeitliche gesegnet hatte.
Gegen Ende
der neunziger Jahre und wieder 1901 und 1904 verweilt
sie Wochen und Monate zur Pflege kranker Verwandter in
Rück, Schippach und Aschaffenburg, wofür ihr der
damalige Kaplan Riedmann besonderen Dank zollte, wie er
mir am 4. Mai 1943 brieflich mitteilte: „Sie pflegte
ihre Schwester mit opfervoller Sorgfalt, bis diese
starb. Tag und Nacht war sie am Krankenbett und besorgte
auch noch die häuslichen Arbeiten.” In ihrer Sorge um
die Pfarrfamilie lagen ihr besonders die Kinder und die
Kranken am Herzen, denen sie gerne schwesterliche
Betreuung wünschte. Ihre dahingehenden Bemühungen wurden
von schönstem Erfolg gekrönt. Zwei eifrige Mitglieder
des Weigandschen Liebesbundes, die Geschwister Fox in
Marienthal im Elsass, hatten den Wunsch, die Jahre ihres
Alters bei Barbara zuzubringen und erwarben auf
Betreiben Barbaras ein schönes Haus in Rück, das sie
unter Vorbehalt des Wohnungsrechtes sofort notariell für
die Errichtung einer Schwesternstation vermachten. Bald
konnten drei Schwestern die Betreuung der Kinder und
Kranken übernehmen. Den Segen dieser Stiftung verdankt
die Pfarrei der Jungfrau Barbara Weigand von Schippach.
Die St. Pius-Kirche
Im engen
Zusammenhang mit den Bestrebungen der Jungfrau Barbara
Weigand zur Errichtung einer Pfarrei in ihrer Heimat
stehen auch ihre Bemühungen um die Erstellung eines
geräumigen Gotteshauses. Jahrelang hat sie dieses Ziel
mit derselben Zähigkeit und Opferliebe verfolgt wie ihre
anderen Vorhaben: Die allgemeine Gewährung der häufigen
heiligen Kommunion oder die Errichtung der Pfarrei. Bei
Barbara gab es kein Stehenbleiben auf halbem Wege.
Bereits im Jahre 1903 begann sie bei ihren reichen
Anhängern in Mainz, Aachen, Köln, Freiburg, Saarburg und
anderswo Gelder für die Erbauung einer Kirche in ihrer
Heimat zu sammeln, so dass schon bis zum Jahre 1909 eine
namhafte Bausumme bereitstand, die bis 1913 auf die
respektable Höhe von einhundertzwanzigtausend Mark
anwuchs und im Jahre 1915 an die fünfhunderttausend Mark
betrug. Den Bauplatz im beträchtlichen Umfang von 3 ha
539 Dezimalen erwarb durch Barbaras Vermittlung das
Liebesbundmitglied Fräulein von Scheibler in Aachen, die
ihn mit Urkunde des Notariates V in München vom 18.
August 1915 an den neu gegründeten Bauverein übergab.
Mit schriftlich erteilter kirchlicher und staatlicher
Genehmigung begannen im Frühjahr 1914 die Bauarbeiten an
der neuen Kirche, allerdings in grösserem Masse als es
Barbara lieb war, mussten jedoch nach Ausbruch des
Krieges (August 1914) wegen Gefangennahme der drei
bauleitenden Männer eingestellt werden, um erst im
August 1915 auf Betreiben des Diözesanbischofs Ferdinand
von Schlör wieder fortgesetzt zu werden.
Bereits
hatte die Münchner Baufirma Heilmann & Littmann die
gewaltigen Fundamente gelegt und die wertvollen
Bruchsteine auf die Baustelle geschafft, als infolge
baufeindlicher Zeitungsartikel der Weiterbau „bis zur
erfolgten Entscheidung Roms” eingestellt wurde (November
1915). Erst im Sommer 1954 ordnete Bischof Julius
Döpfner die Weiterführung des Baues an, gab der Kirche
zum Patron den kurz zuvor heiliggesprochenen Papst Pius
X., der seinerzeit die von Barbara jahrelang erstrebte
Oftkommunion eingeführt hatte, und übertrug die Pfarrei
dem Orden der Salvatorianer, die anschliessend an die
Kirche ein Kloster erbauten.
Am 2.
Oktober 1960, wenige Wochen nach dem Eucharistischen
Weltkongress in München, erteilte Bischof Josef Stangl
von Würzburg dem majestätischen Gotteshaus St. Pius die
kirchliche Weihe. Eine Reliquie des heiligen Papstes,
ein persönliches Geschenk des Heiligen Vaters Johannes
XXIII., ruht in der Altarmensa; Kardinalstaatssekretär
Tardini sandte ein Glückwunschtelegramm. Zwei Jahre
später, am 2. September 1962, am Feste des
Kirchenpatrons St. Pius, konnte der General der
Salvatorianer die an die Kirche angebaute
Sakramentskapelle feierlich einweihen und die
Anbetungsstunden eröffnen.
Das ist in
wenigen Zügen gezeichnet die äussere Geschichte dieses
nicht alltäglichen Kirchenbaues. Barbara Weigand darf
jedoch nicht bloss als die grosse Geldsammlerin für das
Heiligtum angesehen werden; ihrer Anregung entsprangen
auch jene besonderen ideellen Merkmale, welche dieses
Gotteshaus auszeichnen sollen. Gerade diese Merkmale
öffneten die Herzen und Hände der reichen Geldgeber zu
ihren beispiellosen Spenden für das Schippacher
Heiligtum.
Wir hörten
schon, wie sich Barbara Weigand jahrzehntelang für die
Gewährung der öfteren heiligen Kommunion an alle
Gläubigen einsetzte und wie dieses ihr Verlangen mit dem
Kommuniondekret des Papstes Pius X. vom 20. Dezember
1905 hundertprozentig in Erfüllung ging. So wollte sie
denn dieses bedeutungsvolle Ereignis in ihrer
Heimatkirche verewigt und darum diese Kirche als
Dankeskirche für die Gewährung der Oftkommunion
errichtet wissen. Bereits am 15. April 1906, also bald
nach dem Bekanntwerden des päpstlichen Dekretes, und
besonders deutlich am 31. Juli 1907 finde ich diesen
Gedanken von ihr ausgesprochen: „Die Kirche in Schippach
soll geweiht werden zu Ehren des Allerheiligsten
Sakramentes” und wieder: „Das Gotteshaus soll erbaut
werden als Zeichen der Dankbarkeit seiner treuen Kinder,
damit Jesu Verlangen dargestellt sei, die öftere heilige
Kommunion allen zugänglich zu machen.” Dieser besondere
Charakter des Gotteshauses wird oft wiederholt. Als man
daran ging, die Pläne für die Kirche zu entwerfen, hören
wir Barbara verkünden: Jeder Pilger soll lesen: „Dem
Herrn errichtet aus Dankbarkeit für die Gnade der
öfteren Kommunion.” Im Gesuch um die baupolizeiliche
Genehmigung beim Bezirksamt Obernburg heisst es: „Diese
Kirche soll ein Denkmal der Liebe des eucharistischen
Heilandes darstellen, der durch Papst Pius X. am 20.
Dezember 1905 alle Gläubigen inständig einladet, sich
häufig und selbst täglich, wie in den ersten
christlichen Zeiten, mit dem Leibe des Herrn Jesu
Christi zu nähren” (23. März 1914).
Desgleichen
trägt der Kirchenbauverein in § 2 seiner Satzungen
diesem Zwecke Rechnung: „Der Verein hat den Zweck, zum
immerwährenden Gedächtnis der von Papst Pius X.
erlassenen Kommuniondekrete und zur Danksagung dafür in
Schippach eine Sakramentskirche zu erbauen.” Mit Fug und
Recht hat darum Bischof Julius Döpfner der Kirche als
Patron den kurz vorher heilig gesprochenen Papst Pius X.
gegeben, in dessen Spuren die Schippacher Jungfrau schon
wandelte, noch ehe seine Kommuniondekrete erschienen
waren.
So ist denn
die St. Pius-Kirche in Schippach mit Barbara Weigand
unzertrennlich verbunden. Bauplatz, Fundamente,
Bruchsteine, die dem Gotteshaus sein wuchtiges äussere
verldee und Patron der Kirche, dazu das Baugelände für
das anstossende Kloster und nicht zuletzt die Beisteuer
für das Pfarrhaus und die Errichtung der Pfarrei, der
diese Kirche dient: Alle diese säkularen Werke stammen
von der Jungfrau Barbara Weigand.
Ist das
nicht Grund genug, diese edle Frau als grösste
Wohltäterin der Pfarrgemeinde zu bezeichnen und ihr für
alle Zukunft ein dankbares Gedenken zu bewahren?
V. Im Urteil
der Zeitgenossen
„Nie lügt
ein Zeuge, der verlässlich ist.”
(Spr. 14,5)
Dreissig
Jahre lang kannte der Verfasser dieses Büchleins die
Schippacher Jungfrau, zwanzig Jahre davon stand er mit
ihr in engstem seelsorglichem Kontakt. Das Urteil, das
er in diesen Jahren aufgrund persönlicher Beobachtungen
und sorgfältigen Studiums der ungedruckten Quellen von
der Jungfrau gewann, hat der Leser dieser kleinen
Biographie wohl auf jeder Seite herausgehört.
Um aber
nicht den Verdacht zu erwecken, als ob sein Urteil nur
persönlich und vereinzelt wäre, möchte er zum Schluss
noch einige andere Stimmen bringen, die aus allen
Perioden ihres langen Lebens genommen sind und sich
darum zu einem lückenlosen Gesamtbild von der Jungfrau
Barbara Weigand zusammenschliessen. Auch in diesen
Stimmen sprechen Augen- und Ohrenzeugen, darunter neun
ihrer ehemaligen Seelsorger vom Jahre 1873 bis zu ihrem
Tode 1943. Schon über ihre Jugendzeit besitzen wir
glücklicherweise authentische Zeugnisse.
Das Urteil
des im Jahre 1849 dort geborenen Julius Bopp kennen wir
bereits; ihm ist seine Jugendgefährtin Babett die grosse
Beterin schlechthin.
Oberregierungsrat Josef Völker, dessen Elternhaus
gegenüber jenen der Barbara stand, erzählte dem
Verfasser, wie er in seiner Jugend- und Studentenzeit
sich immer an dem frommen Nachbarsmädchen erbaut habe;
sie sei jederzeit und unbestritten eine einfache,
schlichte, aufrichtige Person gewesen, dessen Lauterkeit
über allen Zweifel erhaben sei.
Ihr
geistlicher Berater aus den Jahren 1873 bis 1885,
Benefiziat Alois Alzheimer in Grosswallstadt, stand noch
mit der nach Mainz verzogenen Jungfrau im Briefwechsel,
in dem seine Wertschätzung für sie wiederholt zum
Ausdruck kommt.
„Du hast dem
lieben Gott schon sehr viele Opfer gebracht und
vielfache Beweise deiner Liebe zu ihm gegeben ... Soweit
ich dich kenne - und das sind schon viele Jahre -, warst
du immer demütig und suchtest nichts Aussergewöhnliches
... Du wirst deinen Lohn für deine Opfer, für deine
grosse Liebe zu Gott, für dein aufrichtiges Streben nach
Herzensreinheit noch erhalten. Fahre nur fort in deinem
Streben nach Vollkommenheit. Halte aus in deiner Liebe
zum Heiland!”
Aus ihrem
Mainzer Aufenthalt stehen gleichfalls genügend Zeugnisse
zur Verfügung.
So äusserte
sich der damalige Provinzial der Kapuziner, P. Alfons,
der durch acht Jahre ihr Beichtvater war: „Ich habe von
jeher das Mädchen bewundert wegen seiner tiefen
Frömmigkeit, die ich oft von meinem Beichtstuhl aus
beobachten konnte. Das Mädchen ist so einfach und
anspruchslos und macht so gar nichts aus sich.”
Von seinem
Nachfolger P. Bonifaz erfuhr P. Felix Lieber, „dass er
sich stets nur an ihr erbauen konnte, namentlich wenn er
vom Beichtstuhl aus sah, wie Barbara in ihrer Kirche so
andächtig den Kreuzweg ging.”
Bischof
Haffner von Mainz nennt im Jahre 1896 in einem amtlichen
Schreiben Barbara „eine schlichte, tugendhafte und
fromme Person.”
Das
Bischöfliche Ordinariat Mainz bestätigt amtlich unterm
14. August 1900, „dass genannte Barbara Weigand durchaus
den Eindruck einer braven Person macht.”
Stadtpfarrer
Dr. Velte von St. Ignaz, zu dessen Pfarrei Barbara
gehörte, äusserte sich in einem Briefe vom 30. März 1911
also: „Wie vordem, so habe ich auch bis auf den heutigen
Tag nichts Auffälliges an ihr gefunden und kann ihr nur
meine Zufriedenheit aussprechen.”
Abermals
hören wir seine lobenden Worte in einem Briefe vom 24.
Juni 1912: „Vorerst muss ich betonen, dass ich bereits
von Anfang an, seitdem ich Barbara kenne, bis auf den
heutigen Tag dieselbe nur günstig beurteilt habe. In
ihrem ganzen Benehmen ist nichts Auffälliges, sie ist
vielmehr stets anspruchslos, schlicht und bescheiden, so
dass man aus ihrem äussern ihre grosse Frömmigkeit nicht
erraten kann.”
Pfarrer
Riedmann, der von 1904 bis 1907 Lokalkaplan in Rück und
Schippach war und viel mit der Wohltäterin verkehrte,
schrieb dem Verfasser am 4. Mai 1943 einen langen Brief,
in dem er seine Erfahrungen mit Barbara offen
ausspricht; nur weniges kann hier davon berichtet
werden. „Ihr Bild hat sich mir deutlich eingeprägt; sie
war damals von ernstem Charakter, klugen Augen; ihre
Sprache war ruhig und abgewogen und sie ging still und
in sich gekehrt ihre Wege. Niemals hörte ich von ihr ein
unrechtes Wort. Sie führte ein stilles und
zurückgezogenes Leben ... So oft ich mit Barbara
zusammentraf, gewann ich den Eindruck, dass ich eine
tieffromme, reine, demütige, edeldenkende Frauengestalt
vor mir hatte. Ich zweifle nicht daran, dass wir in
Barbara Weigand eine auserwählte, von Gott hochbegnadete
Seele einer Heiligen erkennen.
Sein
Nachfolger als Lokalkaplan (1907 bis 1912), der spätere
Geistliche Rat Martin, schreibt in einem Briefe vom 15.
Mai 1913 an den Bürgermeister von Schippach: „Ich bin
fest überzeugt, dass die Babett eine fromme,
heiligmässige Person ist.” Am 13. Dezember 1943 äussert
sich derselbe in einem Brief an Maria Weigand u.a. also:
„Alle, die Ihre Tante persönlich gekannt haben, die das
Glück hatten, ihren tiefen Glauben kennenzulernen und
ihre feurige Liebe zum Heiland im allerheiligsten
Sakrament, die urteilen ganz anders als jene, die ihre
Schriften verdreht haben. Ihr Werk ist bestimmt Gottes
Werk. Nach und nach dringt die Wahrheit siegreich
durch.”
Auch die
Bischöfliche Behörde in Würzburg hatte von Barbara die
allerbeste Meinung: Domvikar Stahl, der als
bischöflicher Sekretär wegen des bevorstehenden
Kirchenbaues vor der kanonischen Visitation zu Barbara
geschickt worden war, rühmt brieflich Barbaras
Unterwürfigkeit unter den Bischof.
Das
Bischöfliche Ordinariat Würzburg hielt noch im Oktober
1914 seine Hand schützend über die Jungfrau und sprach
von ihr im amtlichen Diözesanblatt als „einer im Rufe
der Frömmigkeit stehenden Person.”
Domkapitular
Stahler von Würzburg bestätigte am 1. März 1916 im
Kultusministerium zu München auf Befragen des Ministers
den lauteren Charakter der Jungfrau.
P. Felix
Lieber O.F.M. und P. Ludwig O.Cap. richteten seit dem
Jahre 1900 viele Schreiben voll des Lobes an ihre
Ordensoberen und an die bischöflichen Behörden in Mainz
und Köln. Hören wir beispielsweise, was P. Felix am 19.
März 1911 an seinen Ordensdefinitor berichtet: „Als
Seelenführer konnte ich nur konstatieren, wie demütig
und gehorsam sie sich all meinen Anordnungen und denen
ihrer Beichtväter unterwarf und wie sie dabei die
geradezu heroischen Tugenden übte, so dass sie mir
persönlich - salvo meliori judicio Ecclesiae - als eine
Dienerin Gottes vorkommen musste und ich sie auch mit
innerster Überzeugung als solche betrachte.”
Geheimrat
Professor Dr. Ludwig in Freising schrieb im Juli 1941:
„Im Gegensatz zu N. hielt ich stets Barbara für eine
sehr fromme, brave Person. Der verstorbene Kardinal
Bettinger stimmte mir zu.”
P. Josef
Bergmiller S.D.S., ein ausgezeichneter Kenner Schippachs,
schrieb dem Verfasser am 26. September 1942: „Ich
Unterzeichneter erkläre vor Gott und meinem Gewissen und
im Angesichte des Todes, den ich in kurzer Zeit erwarte
(gest. 14. November 1942, d. V.), dass ich in den ca.
dreissig Jahren, in denen ich mit Barbara bekannt bin,
dieselbe immer sowohl im Umgang wie im schriftlichen
Verkehr als höchst ehrenwerte, fromme, wahrheitsliebende
und in jeder Hinsicht tugendhafte Jungfrau kennengelernt
habe. Nie bin ich an der Ehrlichkeit und
Gewissenhaftigkeit ihrer Person irre geworden. Oft
äusserte ich in jenen traurigen Jahren (er meinte die
Jahre der Pressehetze gegen Barbara 1914 bis 1920, d.
V.) den Zweiflern gegenüber, dass ich für die
Wahrheitsliebe der Barbara Weigand die Hand in das Feuer
legen würde.”
Geistlicher
Rat Weihmann von Schifferstadt (Diözese Speyer) leitete
den offensichtlichen Segen Gottes für seine
aussergewöhnlichen eucharistischen Erfolge vom Gebete
Barbaras her, wie er in einem Bittgesuch vom 1. Mai 1943
an den Heiligen Vater offen bekannte.
Dekan Roth,
der Barbara seit vielen Jahren persönlich kannte und
nach seiner Emeritierung in Schippach unmittelbar
gegenüber dem Hause der Barbara Wohnung nahm, fällte in
einem Briefe vom 14. Mai 1943 über die Heimgegangene ein
äusserst günstiges Urteil, in dem es u.a. heisst:
„Sieben Jahre war ich hier in Schippach mit Barbara
Weigand zusammen. Ich habe genau zugesehen und von ihr
den allergünstigsten Eindruck gewonnen. Immer sah ich
bei ihr denselben freudigen, felsenfesten Glauben an die
Gegenwart Christi im allerheiligsten Sakrament und immer
erklang aus ihren Gebeten, wenn sie oft laut betete,
dieselbe innige Liebe zu ihrem göttlichen Meister heraus
- ohne jegliche Frömmelei, eine kerngesunde Frömmigkeit
und Christusliebe, wie sie nur glüht in den Herzen
treuer Gotteskinder. Oft blieb ich eigens etwas zurück
(wenn er ihr die heilige Kommunion ans Bett gebracht
hatte, d. V.), um Zeuge dieses einfachen, kindlichen,
aber innigen Gebetes zu sein und war oft davon bis tief
in die Seele hinein ergriffen.”
Ihr
Diözesanbischof Ferdinand von Schlör wandte seinem
frommen, uneigennützigen Diözesankind, das ihn in der
Pfarrei-Errichtungs- und Kirchenbausache wiederholt
aufsuchte, seine uneingeschränkte Liebe zu und händigte
ihr selber für den Kirchenbau zweitausend Mark ein.
Bischof
Ludwig Maria Hugo von Mainz zeichnete Barbara mit
eigenhändig geschriebenen Briefen aus, in denen er seine
Verehrung für die demütige Opferseele freimütig zum
Ausdruck brachte. Wie mir Pfarrer Weihmann berichtete,
sprach der Bischof ihm gegenüber „mit grösster
Hochachtung von Barbara Weigand als einer zwar derben,
aber durchaus ehrlichen, frommen, opferstarken, ja
heiligmässigen Person.”
Kardinal
Frühwirth in Rom, der am 19. Mai 1922 von Bischof Hugo
von Mainz und Graf Spee von Aachen wegen der
Kirchenbausache in Rom aufgesucht wurde, „sprach über
Barbara Weigand nur mit Hochachtung”, wie Graf Spee am
folgenden Tag brieflich an Luise Hannappel mitteilte.
Als der
Heilige Vater Pius XII., der als Nuntius in München in
viele Aktenstücke über Barbara Weigand hatte Einblick
nehmen können, am 6. September 1941 um Seinen
Hohepriesterlichen Segen für die hochbetagte
Gottesfreundin gebeten wurde, zögerte Seine Heiligkeit
keinen Augenblick, der greisen Opferseele von Schippach
diesen Erweis Seiner Huld und Liebe zu schenken, wie Er
schon am 16. Juli des gleichen Jahres dem Kirchenbau in Schippach voller Freude Seinen Segen gespendet hatte,
indem Er sprach:
„Ja, ja, von ganzem Herzen! Wir segnen
ihn.” „Was der Papst segnet, das segnet auch Gott;
niemand darf sich dem widersetzen”, so sprach einmal
Papst Pius XII.
Ihr letzter
geistlicher Vorgesetzter, Pfarrer Josef von Traitteur,
widmete der Verstorbenen am Grabe einen tiefempfundenen
Nachruf, in dem er die edle Gesinnung, die
Opferbereitschaft, die Uneigennützigkeit, die
hochherzigen Werke für die Pfarrei, die Demut und den
Gebetseifer der Verstorbenen laut rühmte und die
Zuversicht aussprach, dass ihr Gott wohl ohne Fegfeuer
die Aufnahme in den Himmel gewährt habe.
„Am Vorabend
des zweiten Fastensonntags ist sie in die Ewigkeit
eingegangen, jenes Sonntags, dessen Evangelium uns von
der Verklärung Jesu auf dem Berge Tabor berichtet. Es
mag sein, dass, während wir dieses Evangelium hörten,
ihre reine Seele schon in die Herrlichkeit des Himmels
eingegangen war und sie den Heiland in seiner Verklärung
schauen durfte.”
So urteilen
Laien, Priester, Kardinäle, Bischöfe, die Barbara
Weigand kannten. Auch der Verfasser dieses Büchleins
kann als ihr ehemaliger Seelsorger und Beichtvater nur
noch einmal versichern: Ich habe mein Pfarrkind Barbara
Weigand allezeit für eine heiligmässige Person gehalten.
„Dem
Gottesfürchtigen geht es am Ende gut und am Tage seines
Todes wird er gepriesen!”
(Sir. 1,13)
Anlage 1
Originalabdruck des Heftchens
„Der
Eucharistische Liebesbund des göttlichen Herzens Jesu“
von 1914
Der
Liebesbund ist eine Vereinigung jener Gläubigen, welche
einen lebendigen Glauben an die wirkliche und wesenhafte
Gegenwart des hochgebenedeiten Gottessohnes Jesus
Christus im allerheiligsten Sakramente des Altares
pflegen wollen. Um diesen Glauben zu erhalten und zu
stärken, hat der + Hl. Vater Papst Pius X. die öftere
hl. Kommunion eingeführt. Durch den lebendigen Glauben,
nämlich an Jesus, den Erlöser der Menschen, welcher
mitten unter seinem auserwählten Volke (in der hl.
katholischen Kirche) im allerheiligsten Sakrament lebt,
soll die Welt zu Gott wieder zurückgeführt werden, von
dem sie durch den Unglauben, die grösste und
gefährlichste Verirrung der Jetztzeit, abgefallen ist.
Die öftere
hl. Kommunion ist das grosse Rettungsmittel unserer
Zeit. Durch die hl. Kommunion will der Heiland die
Herzen der Menschen mit seinem göttlichen Herzen, aber
auch die Christenherzen durch dasselbe Band göttlicher
Liebe untereinander zu einem grossen und heiligen
Liebesbund vereinen.
Jesus in der
hl. Hostie ist der Mittelpunkt des katholischen Lebens;
das Band ist die hl. Kommunion; die Quelle der Gnaden
ist der Tabernakel. Aus ihm sollen sich ergiessen die
Ströme der Gnaden über die ganze Welt. Glückselig
diejenigen, die seine Worte hören und glauben; sie
sollen hier auf Erden schon kosten, wie süss der Herr
ist.
Friede und
hl. Freude sollen alle geniessen, die sich beteiligen an
dem Liebesbund. Der Empfang des Leibes und Blutes Jesu
Christi wird Herz und Gemüt mit besonderem Segen
erfüllen.
Den
Familienvätern und Müttern will der Herr Jesus besondere
Gnaden geben für die Erziehung ihrer Kinder; sie sollen
in ihren Familien Freude an den Kindern erleben, und ein
besonderer Trost soll sie begleiten, wenn sie eingehen
in die ewige Ruhe.
„Empfange
mich”, so spricht Jesus zu einer jeden Seele, „in der
hl. Kommunion, und ich will dich in meine Arme
schliessen, und du sollst wissen, dass du an deinem
Freundesherzen ruhest; empfiehl mir alles, was dich
drückt; sage mir, dass du mich liebst, und das genügt
mir, und ich verspreche dir, dein Kreuz soll dich nicht
mehr so schwer drücken, wie bisher. Sag´ an, ist es
nicht viel härter, zu leiden und alles Trostes beraubt
zu sein, als zu lieben und getröstet zu sein? Du sollst
alle Leiden in Vereinigung mit mir für gering achten,
weil die Liebe meines Herzens es dir tausendfach zu
vergüten versteht. Die Leiden, die ich dir schicke, sind
nur Beweise meiner Liebe.
Siehe, 33
Jahre habe ich den letzten Platz eingenommen, den noch
kein Mensch eingenommen, den keiner einnehmen wird von
Adam bis zum Weltende, um dir zu zeigen, wie ich dich
liebe. O ihr Menschen! ihr wisst und kennt nicht die
Sehnsucht eines Gottes. Ihr fürchtet den Vater als
strenge und gerecht. Ja, er ist's, der Vater; aber
vergesst nicht, dass er auch die Liebe selbst ist. Was
fürchtet ihr den Vater; er ist doch mein Vater, und ich
bin doch der Bräutigam einer jeden Seele, die ich mit
meinem Blute erkauft habe.
Denket doch
an jenes Herz, das 33 Jahre für euch schlug und das Tag
und Nacht jedes Christen Herz in seine Liebe
einschliesst.”
Welch ein
Trost und eine Kraft liegt in der Wahrheit: Jesus denkt
an mich. Jesus, der starke Gott, kämpft mit mir, und
wenn ich mich nicht schäme, unter seiner Fahne zu stehen
und ihn vor meinen Mitmenschen zu bekennen, dann gehöre
ich zu den liebsten Kindern seines Herzens, und ich
werde mir einst eine herrliche Krone erwerben, die mich
vor den Himmelsbürgern die ganze Ewigkeit hindurch
auszeichnen wird.
Zweck des
Liebesbundes.
Der
Liebesbund hat zum Zweck, einerseits den Triumpf der hl.
Kirche über ihre Feinde herbeizuführen durch
Zusammenschluss aller guten und getreuen Kinder der
heiligen katholischen Kirche aus jedwedem Stande
(Priester-, Laien- und Ordensstand, besonders aber aus
dem jungfräulichen Stande in der Welt) zu einer
kräftigen Betätigung des katholischen Glaubens durch
Ausübung guter Werke jeder Art, besonders des häufigen
und täglichen Empfanges der hl. Kommunion nach dem
Beispiele der ersten Christen, um so einen Damm zu
bilden gegen den herrschenden Zeitgeist der Glaubens-
und Sittenlosigkeit, sowie der religiösen
Gleichgültigkeit.
Anderseits
will dieser Bund, welcher auch ein Gebetsbund sein soll,
den Priestern helfen, in Vereinigung mit Maria alle
unsterblichen Seelen zu retten, die sich noch retten
lassen wollen, durch fortwährendes Beten, Sühnen und
Leiden, um auf diese Weise die wahre Nächstenliebe zu
betätigen und dazu beizutragen, dass das Reich des
göttlichen Herzens Jesu über die Herzen aller Menschen
verbreitet werde.
Statuten.
Die
Mitglieder des Liebesbundes versprechen:
1. Dass sie
mutig und standhaft, offen und frei den katholischen
Glauben bekennen wollen durch treue Beobachtung der
Gebote Gottes und der Kirche, sowie durch standhafte
Verteidigung der Rechte derselben, insoweit sie dazu
berufen sind.
2. Dass sie
den öfteren, ja täglichen Empfang der hl. Kommunion nach
dem Wunsche des Hl. Vaters und dem Rate des Beichtvaters
fleissig üben und das hl. Sakrament der hl. Eucharistie
mit aller nur möglichen Verehrung und Liebe umgeben
wollen.
3. Dass sie,
sofern es ihnen die Lage gestattet, an allen
öffentlichen Kundgebungen des katholischen Glaubens
(Wallfahrten, Prozessionen, Kreuzweg-, Rosenkranz- und
Maiandachten) eifrig teilnehmen, um so ihren Glauben vor
aller Welt zu betätigen.
4. Dass sie
im übrigen ein stilles, zurückgezogenes Leben führen und
dem heutigen Zeitgeiste, besonders dem Geiste der
Vergnügungssucht, vollständig entsagen wollen.
5. Dass sie
endlich ein Opferleben führen wollen durch Beten, Sühnen
und Leiden in der treuen Erfüllung ihrer
Standespflichten, in Ertragung des täglichen Kreuzes und
in der geduldigen Hinnahme von Schmach und Verachtung.
6. Die
Mitglieder beten täglich die Vereinsgebete (Aufopferung
am Morgen und am Abend) und suchen sich von dem Geiste
derselben tagsüber zu durchdringen, indem sie sich
selbst vergessen, ihre Fehler zu bessern und abzulegen
suchen und sich einsetzen für das Wohl der Kirche und
für die sündige Menschheit, auf dass bald werde eine
Herde und ein Hirt, und die Kirche Gottes auf den hl.
Berg gestellt werde, von wo aus sie überallhin leuchten
soll.
Weihe an das
göttliche Herz Jesu.
Wer in den
Liebesbund aufgenommen werden will, der richte die
einmalige und innige Bitte nach der hl. Kommunion an
Jesus, er möge sich würdigen, ihn aufzunehmen in den
Bund der Liebe, den er mit der Menschheit geschlossen
hat. Man kann sich dabei folgenden Gebetes bedienen:
„Jesus
Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, den ich im
allerheiligsten Sakramente wahrhaft gegenwärtig glaube
und bekenne, ich bitte dich mit der ganzen Inbrunst
meines dich aufrichtig liebenden Herzens, würdige dich,
mich in die Zahl jener bevorzugten Kinder deiner hl.
Kirche aufzunehmen, mit denen du den Bund der Liebe
geschlossen hast. Ich verspreche dir von ganzem Herzen,
mit deiner allmächtigen Gnade alle Obliegenheiten des
Liebesbundes getreu und gewissenhaft zu erfüllen. Hl.
Maria, du meine Mutter und mächtige Fürsprecherin am
Throne meines Erlösers, hl. Erzengel Michael, hl.
Joseph, hl. Franziskus, alle lieben Engel und Heiligen
Gottes, bittet für mich!” Amen.
Wer
zeitweise verhindert ist, die folgenden
Aufopferungsgebete zu verrichten, der spreche statt
dessen am Morgen: „Ich will heute beten, leiden und
sühnen nach Meinung des Liebesbundes”; und am Abend:
„Ich opfere all mein Beten, Leiden und Sühnen auf nach
Meinung des Liebesbundes.”
Aufopferungsgebet am Morgen.
O Jesus, du
Bräutigam meiner Seele, ich opfere dir beim Beginn
dieses Tages alle Leiden und Widerwärtigkeiten auf, die
mir bei Ausübung meiner Standes- und Berufspflichten
begegnen werden. In Vereinigung mit dir will ich heute
wieder das Kreuz meines Berufes tragen, gleichwie du
dein schweres Kreuz den Kalvarienberg hinauf getragen
hast, und ich verspreche dir, mit deiner Gnade
auszuharren in diesem meinem Berufe bis zum letzten
Atemzuge meines Lebens. Lass nie mehr zu, dass ich etwas
anderes begehre, als eine Braut des Gekreuzigten zu
sein.
Um diese
Gnade bitte ich auch für alle verfolgten und
hartbedrängten Priester und Ordensleute, die um ihres
Glaubens und Berufes willen so vieles leiden müssen.
Indem ich mich mit ihnen verbinde, bitte und beschwöre
ich dich, uns als Schlachtopfer hinzunehmen, dass wir
uns selbst ganz vergessen, unsere Fehler zu bessern und
abzulegen suchen und uns einsetzen für die sündige
Menschheit, auf dass bald werde eine Herde und ein Hirt.
Amen.
Aufopferung am Abend
Alle
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Umfasst sieben
Bände „Offenbarungen an Barbara Weigand“ und daneben
weitere Bücher.
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Gemäss
einer Botschaft an Barbara Weigand sollen alle Schriften
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